FBW-Pressetext
Großes episches Kino von der Regisseurin von „Monsoon Wedding“ und „Mississippi Masala“. Mira Nair zeigt, wie Integration funktioniert, aber nicht als soziologisches Lehrstück, sondern als subtiles und bewegendes Familiendrama. Sinnlich erfahrbar werden die Unterschiede zwischen dem Leben in Amerika und Indien, immer wieder finden sich Brücken als Metapher. Alleine schon seiner Darsteller und der Farbdramaturgie wegen ist dieser Film sehenswert. Er erzählt von der Welt, von den Menschen und Kulturen.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Mira Nair |
Darsteller: | Jacinda Barrett; Kal Penn; Irfan Khan; Tabu |
Drehbuch: | Sooni Taraporevala |
Weblinks: | filmsortiment.de; |
Länge: | 122 Minuten |
Kinostart: | 07.06.2007 |
Verleih: | Fox |
Produktion: | Twentieth Century Fox of Germany GmbH, Fox Searchlight Pictures; Cine Mosaic; Entertainment Farm; Mirabai Films; UTV Motion Pictures; |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Großes episches Kino wird hier geboten – die so oft erzählte Geschichte von der Emigration in die USA einmal nicht aus der Perspektive von Italienern, Iren oder Juden erzählt, sondern von einer bengalischen Familie. Und damit hat Mira Nair, die sich mit ihren Filmen ja auch eine Nische zwischen Bollywood und Hollywood geschaffen hat, den genau für sie passenden Stoff gefunden. Dabei geht die Meisterregisseurin für eine Literaturadaption überraschend filmisch vor. Viele Sequenzen (wie etwa Tod und Begräbnis von Ashoke) werden fast ausschließlich in Bildern erzählt, und statt konventionell dem westlichen Publikum Informationen über die Schwierigkeiten eingewanderter Bengalen zu liefern, setzt die Regisseurin lieber auf die Atmosphäre, so dass man den Film eher mit dem Herz als mit dem Kopf versteht.Mira Nair zeigt, wie Integration funktioniert – und zwar nicht anhand hochdramatischer Konflikte wie etwa Ausländerfeindlichkeit oder melodramatischer Zerwürfnissen in der Familie, weil etwa eines der Kinder einen Amerikaner heiraten will. Hier sind die Entwicklungen viel subtiler: die Familie ist privilegiert und weltoffen, und die Spannungen werden im alltäglichen Leben deutlich. Ashima bewegt sich in den USA fast ausschließlich in der bengalischen Gemeinde, ihr Sohn Gogol rebelliert als schon in den USA Geborener gegen die Familientradition, die für ihn besonders durch seinen ungewöhnlichen Namen symbolisiert wird. Er überwindet diese Entfremdung erst nach dem Tod seines Vaters. Aber auch die Heirat mit einer bengalischen Frau ist für ihn nicht die Lösung.
Bei den intimen Familienszenen ist Mira Nair am stärksten, denn hier schöpft sie offensichtlich aus eigenen Erfahrungen. Aber sie kann auch große Panoramen schaffen und arbeitet geschickt mit wiederkehrenden Leitmotiven wie der Brückenmetapher oder den Schuhen, in die jemand anderes steigt. Die Farbdramaturgie - etwa mit dem Wechsel vom warmen, bunten Indien ins kalte, graue Amerika - ist ebenfalls effektiv und oft betörend schön. Am wichtigsten aber ist, dass alles wie aus einem Guss wirkt. So wird die Geschichte auch zum Ende hin berührend, ohne dabei ins Sentimentale abzurutschen.
Dieser große Film erzählt von der Welt – man erfährt viel über die bengalische Kultur, deren exotische Reize durchaus ausgespielt werden, ohne dass sich der Film auf den rein touristischen Blick verengt. Stattdessen bekommt man in „The Namesake“ eine Ahnung davon, wie die Sicht von Bengalen auf den Westen ist.