The Divine Way
FBW-Pressetext
Sie läuft die Treppen herunter. Kurze Treppen, lange Treppen, düstere Treppen, glänzende Treppen, gewundene Treppen, gerade Treppen. Treppen, die kein Ende zu haben scheinen, Treppen, die ins Nichts führen. Und dann, ganz unten angekommen: Was dann? Am besten wäre es, einfach wieder hinaufzusteigen. Denn alles, was hinunter führt, führt auch irgendwann wieder hinauf. Der Experimentalfilm von Ilaria Di Carlo ist angelehnt an Dantes GÖTTLICHE KOMÖDIE und lässt die namenlose Protagonistin in einem immer gleich bleibenden Rhythmus ihre Schritte auf dem Weg nach unten verrichten. Nicht nur die Geräusch ihrer Absätze geben die klangliche Untermalung vor. Auch die basslastige und sich immer mehr ins Crescendo steigernde Musik verleiht der Szenerie, die immer schneller die Orte wechselt, eine dramatische Atmosphäre. Zusammen mit ihrem Kameramann Jan Klein findet Di Carlo faszinierende Motive, die zwar aus starrer Position, aber nie aus eintöniger Perspektive eingefangen werden. Ein gelungenes Kurzfilmexperiment, das in 15 Minuten eine ungeheure Sogwirkung entfaltet.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Ilaria Di Carlo |
Darsteller: | Ilaria Di Carlo |
Drehbuch: | Ilaria Di Carlo |
Buchvorlage: | Dante |
Kamera: | Jan Klein |
Schnitt: | Sofia Angelina Machado |
Musik: | Demetrio Castellucci |
Länge: | 15 Minuten |
Verleih: | Aug&Ohr Medien |
Produktion: | Ilaria Di Carlo |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Treppenstufen sind das große verbindende Thema dieses experimentellen Films, der seine Inspiration aus Dante Alighieris Divina Commedia bezieht: Eine junge Frau in einem Kostüm, das lose an die Mode der Renaissance erinnert, durcheilt ein Labyrinth von Treppenhäusern und geht immer wieder nach unten, einem Ziel entgegenstrebend, von dessen Beschaffenheit und Bedeutung wir als Publikum nichts wissen.
Rund 50 verschiedene, zum Teil architektonisch atemberaubende Treppenhäusern hat die Regisseurin Ilaria Di Carlo für ihren Film zusammenmontiert und teilweise verfremdet, so dass im Verlauf des 15-minütigen Werkes aus konkreten Architekturen und Raumanordnungen ein in sich geschlossener Kosmos entsteht, bei dem die Unterschiedlichkeit nicht mehr stört, sondern vielmehr als spannnungserzeugendes Moment dient.
Eingeleitet wird der Film von dem Zitat „Der Weg ins Paradies beginnt in der Hölle“ und wenn die Treppenhäuser im Verlauf des Films immer enger werden, so bekommt man als Zuschauer*in eine Ahnung davon, wie sich so ein Abstieg in die Hölle anfühlen mag.
Formal brillant gestaltet und mit einem gekonnten Zusammenspiel von Kamera, Schnitt und Tongestaltung ist THE DIVINE WAY ein faszinierendes Essay über das menschliche Streben und das Dasein, das keine Antworten bietet, sondern vielmehr Fragen aufwirft, die zum Weiterspinnen der Gedanken anregen.
Die Jury der FBW entschied sich mit 3:2 Stimmen für die Vergabe des Prädikats „besonders wertvoll“.