The Dead-John Huston

1987

Kurzbeschreibung

Zwei ältere Damen geben Anfang dieses Jahrhunderts eine Abendgesellschaft in Dublin und versammeln zu Musik und Essen einene illustren Kreis von Verwandten und Bekannten.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:John Huston
Darsteller:Anjelica Huston; Donald McCann:
Drehbuch:Tony Huston
Buchvorlage:James Joyce
Kamera:Fred Murphy
Schnitt:Roberto Silvi
Musik:Alex North
Länge:82 Minuten
Produktion: Zenith
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es liegt nahe, über den Film eines Mannes, der dessen Premiere nicht mehr erlebt hat, zu befinden, er sei ein weises Alterswerk geworden, ein Abschiedsgeschenk an sein Publikum. Aber auch ohne das Wissen vom Tode John Hustons wäre dies festzustellen: Ein Regisseur, der so unterschiedliche Werke wie “Moulin Rouge“, “Moby Dick“,“ Misfits“ oder “Die Ehre der Prizzis“ schuf, hat sich mit “The Dead“ ein würdiges Denkmal gesetzt. Dieser, sein letzter Film, steht in der Tradition des zeitgeschichtlichen, des Gesellschaftsfilms. Die Realisierung der kurzen Erzählung von James Joyce geriet ihm zu einer melancholischen, liebenswürdigen, dennoch kritischen Studie irischen Bürgertums am Anfang dieses Jahrhunderts. Huston, der so “handfeste“ Filme gemacht hat, schien noch einmal beweisen zu wollen, worum es ihm und vor allem ging: um Menschlichkeit, um Humanität.
Die Schilderung eines Familientreffens zur Weihnachtszeit mit Festprogramm und Festessen benutzt er, um ein ganzes Arsenal von Typen und Gesichtern, von Schicksalen und Biografien vorzuführen, keine Außergewöhnlichen, kaum Außenseiter, mehr Enttäuschte oder mit dem geringen Erreichten Zufriedene, auf jeden Fall liebenswürdige Erscheinungen einer vergangenen Zeit. Erst fast am Ende dieses Treffens stellt sich heraus, auf welchen Personen das Schwergewicht liegt: auf einem Ehepaar, das plötzlich erkennt, was es versäumt hat, was das Leben ihm vorenthielt. Wie eine Vision tauchen Bilder vom Sterben auf, kahlen, kalten Landschaft, die dem Film einen düsteren, pessimistischen Ausgang geben.
Die Betroffenheit, die diese Inszenierung auszulösen vermag, ist das Ergebnis einer Aneinanderreihung von Beobachtungen, wie sie vielleicht nur ein so erfahrener Menschenkenner und Menschenfreund auswählen konnte.
Die einhellige Zustimmung des Bewertungsausschusses bezieht alle am Erfolg beteilgten künstlerischen Leistungen ohne Ausnahme mit ein.