Testfahrer
FBW-Pressetext
Volkmar Kirschbaum ist ein lebensfroher, optimistisch eingestellter Mann. Dies überrascht, denn sein Lebenslauf liest sich wie ein Lexikon der Krankheiten. Ob MS, Arthrose, Herzinfarkt oder Krebs – alles das musste der 69jährige schon erleiden. Auch seine Frau hat er bereits vor Jahren verloren und so lebt er allein in seinem kleinen Häuschen, sammelt Schlüsselanhänger und fährt den ganzen Tag fröhlich in seinem Rollstuhl durch die Gegend. Florian Arndt hat Volkmar Kirschbaum begleitet und bringt seinen Protagonisten dem Zuschauer nahe als ein Ausbund an Lebensfreude, Stärke und Mutterwitz. Wenn Kirschbaum erzählt, ist man gerührt von seinen Erinnerungen und der Liebe zu seiner verstorbenen Frau. Und doch ist Arndts Film völlig frei von Sentimentalität oder Mitleid. Im Gegenteil: Man respektiert und bewundert diesen Mann, der sich jeden Tag dem Leben stellt, mit all seinen Tücken und den Handicaps, die den Spaß am Leben aber nie gänzlich verderben. Und dem wunderbaren Film ist es zu verdanken, Volkmar Kirschbaum kennen lernen zu dürfen.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Florian Arndt |
Darsteller: | Volkmar Kirschbaum |
Drehbuch: | Florian Arndt |
Kamera: | Johann Skatulla |
Schnitt: | Floria Arndt |
Musik: | Sebastian Gabriel |
Webseite: | ff-mhl.de; |
Weblinks: | filmsortiment.de; |
Länge: | 20 Minuten |
Produktion: | Filmfabrik Mühlhausen Florian Arndt |
Jury-Begründung
Wie kann ein Mensch soviel ertragen, ohne seine Lebensfreude zu verlieren? Diese Frage beantwortet Florian Arndt, indem er mit der Kamera ganz nah bei seinem Protagonisten Volkmar Kirschbaum bleibt. Dass dieser sich dabei auch immer selber mit Genuss inszeniert, wird gleich in einer der ersten Einstellungen des Films deutlich, wenn er in seinem Rollstuhl am Vorgarten einer seiner vielen Bekannten vorbeifährt und er zufrieden das ihn begleitende Filmteam vorstellt. Schon hier merkt man, dass der Film ganz sicher nicht aus „zufällig gewählten Schnittbildern“ besteht, sondern einer wirkungsvollen und ausgeklügelten Dramaturgie folgt. So etwa bei den Kontrasten zwischen dem Erhabenen und dem Lächerlichen.Kischbaum erzählt mit der gleichen Mitteilungsfreude von seinen Nahtod-Erfahrungen und seiner Schlüsselbundsammlung. Lakonisch zählt er all die Krankheiten auf, unter denen er seit seiner Kindheit gelitten hat, und später dann dreht er es ins Komische, wenn er davon berichtet, dass ein Arzt ihn inzwischen „Das Stehaufmännchen“ nennt. Es ist ein großes Glück für einen Filmemacher, jemanden zu finden, der solch eine Nähe und Offenheit zulässt. Und Arndt war so klug, sich selber zurückzunehmen und dem Film nicht etwa seinen stilistischen Stempel aufzudrücken, sondern so unmittelbar wie nur möglich von diesem außergewöhnlichen Menschen zu erzählen. Der widerrum dankt es ihm mit ganz erstaunlichen Momenten wie etwa jene am Grab seiner Frau, wo er Ruhe findet und dann zugleich listig und klug erzählt, er wäre längst nicht der einzige, der sich auf dem Friedhof mit einem Verstorbenen unterhält. Aber vor Wut weinen könne er darüber, dass ihm immer die schönsten Blumen vom Grab geklaut würden. So überraschen Kirschbaum und der Film mit jeder Sequenz durch den Witz und die optimistische Weltsicht. So ist TESTFAHRER ein schöner, sehr humaner und ermutigender Film geworden.