Talking Cure
FBW-Pressetext
Der eine liegt, der andere sitzt. Der eine soll sprechen, der andere zuhören. Der eine soll sich öffnen, der andere ihn therapieren. Soweit die Aufgabenverteilung. Was aber sonst noch, zwischen den Zeilen und vor allem zwischen den Beteiligten innerhalb einer Therapiesitzung passiert, das demonstriert die Filmemacherin Maren Krüger auf höchst originelle Weise in ihrem Kurzexperimentalfilm TALKING CURE. Krüger spielt dabei mit den zwei realen Figuren Patient und Therapeut, arbeitet mit Zeichnungen, mit sich überlagernden Bildmontagen und mit Musik. Der Film kommt dabei ganz ohne Sprache aus und vermittelt sich alleine durch seine starken Bilder. Kunstvoll gestaltete Sequenzen rufen Assoziationen hervor, dabei werden die Aspekte der Angst, der Blockade, der Analyse, des Transfers und des Therapierens gleichermaßen behandelt und verbildlicht. Und am Ende der Stunde bleiben nur der Stuhl, das Sofa und die „leere“ Kleidung zurück. Vielleicht als Sinnbild für den beendeten Seelenstriptease. Ein vielschichtiges Experiment, ein inspirierender Kurzfilm.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Maren Krüger |
Darsteller: | Stefan Kurt; Michel Klöfkorn |
Drehbuch: | Maren Krüger |
Kamera: | Dieter Reifarth |
Schnitt: | Maren Krüger |
Musik: | Annesley Black |
Länge: | 6 Minuten |
Produktion: | Strandfilm GmbH Dieter Reifarth |
Förderer: | KJDF; HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
Sigmund Freund entlehnte den Begriff „Talking Cure“, also “Gesprächstherapie“ aus den Theorien von Josef Breuer, um die Gesprächstherapie als Grundlage seiner Psychoanalyse zu beschreiben.Regisseurin Maren Krüger setzt in ihrem Experimentalfilm Stefan Kurt und Michel Klöfkorn auf die Couch. Das Ausgangs-Setting ist nicht zuletzt aus etlichen Filmen Woody Allens bekannt. Dann bricht sie sofort mit der Konvention – ihre Gesprächstherapie kommt ohne Worte aus. Doch das Schweigen der beiden sagt mehr als tausend Worte. Nur über Mimik und Gestik der Protagonisten, unterstützt durch die Musik, wird dieses Gespräch geführt, in dem sich ein Psychoanalytiker mit den Psychosen und Alpträumen seines Patienten auseinandersetzt, der möglicherweise eine gespaltene Persönlichkeit hat.
Dessen Gedankenwelt erschließt sich über die assoziative Erzählweise und die collagenhaften Bilder, wobei die Regisseurin gekonnt reale Bildsegmente mit Zeichentricksequenzen und anderen Techniken zu surrealistischen Bildern zusammenstellt. Sehr sicher setzt sie dabei die verschiedenen Möglichkeiten der Filmgestaltung ein, um den zerrissenen Gemütszustand des Patienten nahe zu kommen. Der Zuschauer rückt zunehmen in die Position des Analytikers.