Tala'vision

Filmplakat: Tala'vision

FBW-Pressetext

Tala ist acht Jahre alt und lebt mit ihrem Vater mitten in einem Kriegsgebiet. Die Fenster nach außen sind mit Brettern verstärkt, auf den Straßen herrscht kaum noch Leben, immer wieder sind Maschinengewehre zu hören. Als Talas Vater, so wie alle anderen auch, den Fernseher aus dem Haus verbannt, weil die herrschende Terrormiliz das so befohlen hat, verzweifelt das kleine Mädchen. Denn der Fernseher, in dem sie immer ihren Lieblingsfußballspieler Messi bewundern konnte, war ihr einziger Blick in die Welt. Und so beschließt Tala eines Tages, sich diesen Fernseher wiederzuholen. Nichtsahnend, dass sie damit sich und ihren Vater in große Gefahr bringt. Dem Kurzspielfilm TALA’VISION gelingt es auf eindringliche und gleichzeitig sehr sensible Art, aus der Perspektive eines Kindes vom Krieg zu erzählen. Immer wieder zeigt die Kamera, wie Tala auf die Welt schaut. Ängstlich, neugierig, sich sehnend nach einem kleinen Stück Normalität. Aesha Balasem spielt Tala mit beeindruckender Natürlichkeit, die Situationen, die nur mit wenigen Worten und intensiven Bildern erzählt werden, sind kurz, aber wirken lange nach. Ebenso wie das offene Ende, an dem wir nicht wissen, welches Schicksal Tala erwartet. Der Kurzspielfilm in der Regie von Murad Abu Eisheh erinnert eindrücklich daran, dass hinter jedem lauten und unbarmherzigen Krieg viele kleine leise Schicksale verborgen sind.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Murad Abu Eisheh
Darsteller:Aesha Balasem; Ziad Bakri; Khalid Al Tarifi
Drehbuch:Murad Abu Eisheh
Kamera:Philip Henze
Schnitt:Quirin Grimm
Musik:Nils Wrasse
Weblinks:ag-kurzfilm.de; ; ; ; ; ;
Länge:27 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, Tabi360 Film and TV Production; Jordan Pioneers Multimedia Co.; SWR; Jordan Pioneers;
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film zeigt die achtjährige Tala, die sich in einer von Krieg und Restriktionen gezeichneten Welt nach Normalität sehnt, nach einer Rückkehr zu geordneten Verhältnissen und lieb gewonnenen Gewohnheiten. Das verbotene Fernsehen wird im Film für das im Haus eingesperrte Mädchen zum Synonym dafür, mit der Welt verbunden zu sein. Mit großer Konzentration und Präzision schildert TALA’VISION, wie sich Tala selbst dazu verhilft, wieder Anschluss zu finden und ihre gefühlte Verlorenheit zumindest für einen Moment abzuschalten. Regisseur Murad Abu Eisheh gelingt es eindrucksvoll, eine intensive Nähe zur Protagonistin herzustellen und sich konsequent in ihre Perspektive zu begeben – so konsequent, dass die eine oder andere Frage im Handlungskontext offenbleibt, weil sie eben aus Kinderperspektive nicht eindeutig zu beantworten ist. Aus dieser dergestalt perfekt herausgearbeiteten Perspektive vermittelt sich auf unaufdringliche Weise das Bild eines Mädchens, das auf unterschiedlichen Ebenen vom Krieg betroffen ist – von der Gewalt, von den Verboten und auch von der massiven Benachteiligung der Frauen. All das erfahren wir in ausdrucksstarken Bildern, die mit Farben, Licht und Tiefenschärfen diese Welt für unsere Augen erschaffen. Das Maß an Emotionalisierung ist dabei genau austariert, so dass das Zusammenspiel aus Kamera, Schnitt und Musik in seiner beklemmenden Wirkung sowie das großartige Spiel der Hauptdarstellerin jederzeit glaubhaft bleiben. Dem Team hinter TALA’VISION gelingt damit eine absolut stimmig gestaltete und pointiert erzählte Geschichte, der eine lange Karriere auf Festivals und in Kinos zu wünschen ist.