Tagebuch eines Skandals
FBW-Pressetext
An Chabrol und Hitchcock erinnert dieses feingeschliffene Psychogramm einer sonderbaren Beziehung zweier Frauen. Mehr und mehr entwickelt sich die Handlung zu einem bitterbösen Intrigenspiel. Die Personen betonte Inszenierung lenkt den Blick auf kleinste Gesten und Blicke, besonders auf Cate Blanchett und auf Judi Dench, die hier zum Fürchten tiefgründig aufspielt.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Richard Eyre |
Darsteller: | Cate Blanchett; Judi Dench; Tom Georgeson |
Drehbuch: | Patrick Marber |
Länge: | 92 Minuten |
Kinostart: | 22.02.2007 |
Verleih: | Fox |
Produktion: | Fox Searchlight Pictures, Fox Searchlight Pictures; BBC Films; DNA Films; Scott Rudin Productions; UK Film Council; |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Eine neue filmische Seite aus einem scheinbar unerschöpflichen filmischen Reservoir. „Notes on a Scandal“ operiert mit den bewährten Rezepten des Film Noir, etwa mit dem Wandel von Zuneigung in tödlichen Hass, mit schizophrenen Spielen der Hörigkeit und Abhängigkeit, mit Spielarten menschlichen Verrats und der manischen Lust an der Destruktion. Menschliche Einsamkeit gebiert Monster.Als gleichfalls weidlich erprobtes filmisches Requisit fungiert auch hier das Tagebuch, auch als Objekt der Komplizenschaft mit dem Zuschauer. Als Zugabe eine noch immer sozial tabuisierte Grenzüberschreitung, die sexuelle Beziehung einer Lehrerin zu ihrem minderjährigen Schüler.
„Tagebuch eines Skandals“ erweist sich als ein intelligent gemixtes, wenn auch sehr bekanntes Elaborat. Vertraut auch die Schlussformel: Das Böse setzt sich fort. Der Mensch bleibt gefangen im Laufrad seiner Gefühle und Süchte.
Es ist sicher der Hauch des Epigonentums, der „Notes on a Scandal“ hindert, sich zu den Glanzpunkten des Genres zu gesellen. Auch schafft das Kokettieren mit den Praktiken der Yellow Press einen eher abgeschmackten Voyeurismus – mit einer allzu deutlichen Spekulation auf populistisches Rezeptionsverhalten.
Allerdings machen die schauspielerische Prägnanz und Virtuosität der beiden Hauptdarstellerinnen so manches Defizit des Films vergessen. Judi Dench ist eine phantastische Spinne im Netz, mit bösem lakonischem Witz. Cate Blanchett figuriert als das „geborene“ Opfer, fragil und getrieben, auf einer unaufhaltsamen Abwärtsbewegung.