Strajk - Die Heldin von Danzig
FBW-Pressetext
Die grandiose Katharina Thalbach in einer „Ballade nach historischen Ereignissen“. Unterstützt von der dynamischen Musik Jean Michel Jarres und einem tollen Darstellerensemble erzählt Volker Schlöndorff souverän und voller lebensklugem Humor von Menschen, die sich in die Geschichte einschreiben und dabei ganz alltäglich tapfer, störrisch, mutig sind. Ein wichtiger Film, gerade angesichts der Öffnung Europas.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Drama |
Regie: | Volker Schlöndorff |
Darsteller: | Katharina Thalbach; Dominique Horwitz; Andrzej Chyra; Andrzej Grabowski |
Drehbuch: | Sylke Rene Meyer; Andreas Pflüger |
Länge: | 108 Minuten |
Kinostart: | 08.03.2007 |
Verleih: | Progress |
Produktion: | Arte, Straßburg |
FSK: | 12 |
Förderer: | MBB; FFF Bayern |
Jury-Begründung
Geschichte, anschaulich gemacht. Volker Schlöndorff ist und bleibt ein Filmregisseur, dessen Auge stets auch politischen Entwicklungen gilt und dessen Interessen sich von Landesgrenzen nicht einzäunen lassen. Schon „Der junge Törless“ (1965) zum Beispiel spielte im österreichischen Ungarn, „Der Fangschuss“ im Baltikum, „Die Stille vor dem Schuss“ überbrückte Ost- und Westdeutschland. „Strajk“ ist nach „Blechtrommel“ und „Unhold“ schon sein dritter Film in Polen.Souverän, mit großem Atem, voller lebensklugem Humor und mit einer klaren Haltung für Gerechtigkeit erzählt Volker Schlöndorff eine „Ballade nach historischen Ereignissen“, die Entstehung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc - aus der Perspektive einer Frau, der Kranführerin Agnieszka. Das ist privat und das ist politisch, in schönster dialektischer Verschränkung.
Dokumentarisches und Fiktionales mischt sich in „Strajk“. Volker Schlöndorff, Produzent Jürgen Haase und die Drehbuchautoren Sylke Rene Meyer und Andreas Pflüger haben einen wahrhaft archimedischen Punkt gefunden: eine Geschichte, die Geschichte anschaulich und verständlich macht. Auf der Lenin-Werft in Danzig wuchs von den 60er bis zu den 80er Jahren jener Geist, der wesentlich mit dazu beitrug, dass Deutschland heute wiedervereinigt und der Kalte Krieg zu Ende ist. Polen war der Vorreiter für Freiheit und Demokratie im damals so genannten Ostblock.
Schon die Titelsequenz lässt die cinematographische Kraft dieses Films spüren, die dynamische Musik Jean Michel Jarres gibt dabei, wie öfter noch im Film, den Puls der Filmerzählung vor. Eng am Boden folgt die Kamera einer Linie, metallisch hämmert es auf der Tonspur, der „Boden“ ist eine gigantische Stahlfläche und die Kamera kommt zur Ruhe bei einer vermummten Gestalt, die den Schutzhelm abnimmt. Es ist eine Frau, es ist die Protagonistin des Films, die sorgsam ihre Schweißnaht zieht, obwohl schon Feierabend ist.
Katharina Thalbach verkörpert die „Heldin von Danzig“, zeigt sie eindringlich als ganz und gar normale Frau stur und starrköpfig, aufrecht und nicht korrumpierbar, aber auch überfordert und schwach. Grandios muss man diese darstellerische Leistung einer couragierten Mutter nennen. Fast 30 Jahre nach der „Blechtrommel“ ist also Katharina Thalbach wieder in Danzig angekommen, schenkt dem bewegenden Film ihr Herz.
Exzellent ist das Zusammenspiel der deutschen und polnischen Schauspieler. Es scheint, in jedem von ihnen brennt das Feuer, diese Geschichte hier und heute, im zusammenwachsenden Eurpa, zu erzählen. Auch Ausstattung und Kamera tragen zum historischen Flair bei, gedreht wurde auf der Danziger Lenin-Werft.
Es bereitet Vergnügen, dem Kinoerzähler Schlöndorff zuzuschauen, wie er Tempo und Stil wechselt, Timing für groteske und für seelentiefe Momente beweist. Unzeitgemäß im besten Sinne ist seine Inszenierung, den Klassikern des polnischen Kinos und den Filmen Andrzej Wajda verpflichtet, dabei zugleich modern und eigenständig.
„Strajk – Die Heldin von Danzig“ wird so zu einer höchst unterhaltsamen filmischen Geschichtsstunde, fürs Kino geeignet – und auch für all die jungen Menschen, die den Freiheitskampf Osteuropas nur aus den Geschichtsbüchern kennen.