Stille Sehnsucht - Warchild

Kinostart: 19.10.06
2005

FBW-Pressetext

Ganz wunderbar in der Schwebe hält Regisseur Christian Wagner den Grundkonflikt seines – auch international sehr beachteten - Films. Eine junge, starke Mutter sucht verzweifelt die in den Wirren des Bosnienkriegs verlorene Tochter. Und sie findet sie. In Deutschland. Bei Adoptiveltern. Dies ist kein beliebiger Stoff, hier scheiden sich die Geister. Das ist Kino für Herz und Kopf, elegant erzählt, mit hervorragenden Darstellern und der sensiblen Kamera von Thomas Mauch. Ein Film, der noch lange nachhallt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Christian Wagner
Darsteller:Labina Mitevska; Senad Basic; Katrin Saß
Drehbuch:Edin Hadzimahovic
Länge:104 Minuten
Kinostart:19.10.2006
Verleih:Movienet
Produktion: Christian Wagner Film Christian Wagner
FSK:0
Förderer:MFG Baden-Württemberg; BKM; FFF Bayern

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ganz wunderbar in der Schwebe hält Regisseur Christian Wagner den Grundkonflikt seines – auch international sehr beachteten - Films. Eine junge, starke Mutter sucht verzweifelt die in den Wirren des Bosnienkriegs verlorene Tochter. Und sie findet sie. In Deutschland. Bei Adoptiveltern. Dies ist kein beliebiger Stoff, das ist ein Film auf der Höhe der Zeit. Das Politische wird hier privat, das Private ist politisch. Das ist Kino für Herz und Kopf, elegant erzählt, mit hervorragenden Darstellern und der sensiblen Kamera von Thomas Mauch. Ein Film, der noch lange nachhallt.

Authentische Geschichten bosnischer Kinder und Eltern, die einander verloren, bewegten Christian Wagner zu dieser zeitgenössischen filmischen Variante einer Parabel im Sinne des „kaukasischen Kreidekreises“. Senada und Samir entdecken zufällig, Jahre nach dem seelenverwüstenden Krieg, eine Spur ihrer todgeglaubten Tochter Aida. Eindrucksvoll der Ausgangspunkt der Geschichte, das vom Bürgerkrieg malträtierte Land: die Spuren der Verwüstung als Background der Fabel. Die Kameraarbeit von Thomas Mauch akzentuiert stimmig die Parabelsubstanz.

Die Odyssee der Suche über alle Grenzen hinweg führt die leibliche Mutter nach Deutschland. Aida heißt jetzt Kristina und lebt glücklich bei deutschen Adoptiveltern. Eine dramatische und tragische Konstellation, die der Film nicht „explosiv“ löst, sondern zu einem nachhaltig wirkenden „offenen Ende“ führt.

Die Stärken von „Warchild“ liegen nach Meinung der FBW-Jury nicht zuletzt in dieser erzählerischen Entscheidung, die sich gegen eine plakative Formel richtet und für Toleranz, Verständnis und menschliche Solidarität plädiert. Der bewegende und beeindruckende Film wird so auch zu einem Nachdenken über die Vereinbarkeit von Emotionen und Vernunft.

Souverän und meisterhaft zu nennen sind Inszenierung, der Gebrauch der filmischen Mittel und auch das zu Recht preisgekrönte Drehbuch. Dies ist ein Film, der in jedem Bild erzählt, ein Film auch, der in manchen Szenen das uns so vertraute Deutschland wie aus fremden und neugierigen Augen anschaut. Überhaupt ist dies auch ein Film der Blicke und Augen und Gesten.