Stille Post
FBW-Pressetext
Ein Film über die Macht und Manipulation der Bilder – eindrucksvoll gespielt und mit Empathie erzähltAls der Grundschullehrer Khalil durch seine Freundin Leyla, eine Journalistin, Zugang zu Kriegsvideos aus seiner kurdischen Heimatstadt Cizre erhält, weiß er zunächst nicht, was er mit den Informationen anfangen soll. Doch als er erfährt, dass die Videos von den deutschen Medien komplett ignoriert werden, wächst in ihm der Entschluss, dies mit allen Mitteln zu ändern. In seinem Hochschulabschlussfilm erzählt Florian Hoffmann eine mitreißende und auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte über die Macht der Bilder und die Konstruktion der Wirklichkeit. Ein erzählerisch und stilistisch eindrucksvoller Film.
Die Aufnahmen, die Florian Hoffmann für seinen Abschlussfilm an der dffb einsetzt, gibt es wirklich. Sie stammen von Menschen, die die Realität des Krieges in Cizre mit ihrem Handy festhalten, während sie selbst um ihr Leben fürchten müssen. Die Grausamkeit dieser Fakten bindet Hoffmann geschickt in eine Spielfilmhandlung ein, die dank glaubwürdiger Figuren und einem erzählerischen Sog für das Thema gefangen nimmt. Verkörpert wird Khalil, durch dessen Augen wir die Geschichte erleben, mit großer Ruhe und Kraft von Hadi Khanjanpour. Man spürt, wie er damit hadert, dass er für seine alte Heimat in seinem jetzigen Leben nichts tun kann. Gespiegelt wird dieser Konflikt durch seine deutsche Freundin Leyla, seine Nichte (entwaffnend natürlich: Melda Kanbak) und seinen Onkel, aber auch die kurdischen Aktivisten, die Khalil mit den kulturellen und politischen Konflikten konfrontieren, die er in sich trägt. Ein geschickter inszenatorischer Zug ist der Kontext der Schulklasse, der immer wieder klarmacht, wie sehr politische Auseinandersetzungen in das alltägliche Leben Einzug halten. Dazu ist der Film ein kluges Lehrstück in Sachen Medienkunde. Der Eindruck der Authentizität wird durch das sehr sorgfältige Szenenbild und die exakte Kameraarbeit unterstützt. Denn je mehr sich Khalil in die Beschäftigung mit den Videos steigert, desto mehr ist er isoliert im Raum, konzentriert sich das Bild auf ihn und desto mehr scheint auch sein Inneres nach Außen, ohne dass Dialoge dies erklären müssen. STILLE POST ist ein eindringliches Debüt, ein Film mit einem hochaktuellen Thema und einem klugen, stilsicheren Erzählkonzept.
Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Florian Hoffmann |
Darsteller: | Hadi Khanjanpour; Kristin Suckow; Aziz Capkurt; Jeanette Hain; Melda Kanbak |
Drehbuch: | Florian Hoffmann |
Kamera: | Carmen Treichl |
Schnitt: | Marco Rottig |
Musik: | Niklas Paschburg |
Webseite: | dffb.de; |
Länge: | 94 Minuten |
Kinostart: | 15.12.2022 |
Verleih: | Across Nations |
Produktion: | Chromosom Film GmbH, DFFB; |
Förderer: | MBB; dffb |