Filmplakat: Steakhouse

FBW-Pressetext

Im Grunde weiß sie schon, dass er sich wieder aufregen wird, weil sie zu spät dran ist. Auch wenn sie nichts dafür kann, schließlich wurde sie mit einer Feier im Büro überrascht. Doch in der Zwischenzeit hat er ein Steak gebraten. Und ungeduldig gewartet. Jetzt ist er sauer. Und das Steak schwarz wie eine Schuhsohle. Was er nicht müde wird, sarkastisch zu betonen. Und so sitzt sie ihm gegenüber und schaut in sein vor bösartiger Verachtung verzerrtes Gesicht. Bis etwas Unvorhergesehenes passiert. In ihrem knapp zehnminütigen Animationsfilm erzählt die slowenische Regisseurin Špela Cadež eine kleine, makabre Geschichte, die mit nur wenigen Worten und einer extrem gut durchdachten Tonebene eine ganze Empfindungswelt erschafft. Dabei wirkt das Gesicht der Protagonistin, die, wie auch der Rest, in der Animation sehr reduziert gehalten ist, im Grunde ausdruckslos. Doch der immer enger werdende Kamerablick auf das verzerrte Blick des Partners, die immer lauter werdenden, enervierenden Schmatz- und Kaulaute und die anschwellende Musik erschaffen eine Atmosphäre des konstanten Drucks, die für alle Betrachtenden eine Brücke in die leidensvolle backstory der Figur schlägt. Und die den überraschenden und extremen Schlusspunkt der Erzählung fraglos rechtfertigt. In sich geschlossen und in perfekter Dramaturgie ist STEAKHOUSE in allen filmischen Belangen ein voller Genuss.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Špela Cadež
Drehbuch:Gregor Zorc
Musik:Tomaž Grom; Olfamož
Länge:9 Minuten
Produktion: Fabian&Fred GmbH Fabian Driehorst, Finta Studio; RTV; Miyu Productions;
Förderer:FFA; FFHSH

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In langen Jahren des Zusammenlebens können sich unter Partnern unangenehme Angewohnheiten einschleichen. Gepflogenheiten, die das weitere Zusammenleben so schwierig gestalten, dass sich die dabei aufgestaute Energie mit einem Mal entlädt. Die Aktionen und Reaktionen dabei können dann auch recht gewalttätig ausfallen.

Regisseurin Špela ?adežs STEAKHOUSE hat sich dieser Problematik in ganz eigener Weise angenommen. Äußerst schwarzhumorig zeichnet ihre Kurzanimation die Aktion und Reaktion einer solchen Partnerschaft nach.

An Lizas Geburtstag erwartet Franc sie mit einem schönen Steak. Aber die zeitliche Planung ist schlecht, Liza wird im Büro aufgehalten und Francs Timer sieht nur wenige Minuten Bratzeit für das Fleisch vor. Was folgt, ist ein beinahe stummer Ehekrach, der sich gewaschen hat. Explosionsartig bricht die Reaktion aus jahrelangen Repressalien hervor und am Ende wird Franc den Mund sprichwörtlich ein bisschen zu voll genommen haben.

In weichgezeichneten, impressionistisch-pastelligen Tönen wird der Zuschauer durch das Szenario geführt. Lizas geselligem Miteinander im Büro folgt ein hastiger Aufbruch nach Hause. Doch je näher sie Mann und Heim kommt, desto tiefer sinken ihre Mundwinkel. Was in STEAKHOUSE poetisch beginnt, wird allzu schnell zum Albtraum. Die weichgezeichneten Konturen vom Beginn gehen in den Rauch eines verkohlten Steaks über, die Freude auf den Geburtstag ist dann aber schon längst der nackten Panik gewichen.

All das erzählt STEAKHOUSE in hohem Tempo, perfekten, manchmal überraschenden Zwischenschnitten und mit einem poppigen Musik- und Sounddesign. Eine, wie die Jury glaubt, durchaus gereifte und handwerklich außerordentlich gelungene Arbeit.

Špela ?adežs Kurzfilm zeichnet den Inbegriff eines Miteinander, das von Angst und Unterdrückung gezeichnet ist. Dabei greifen bekannte erzählerische Muster, die man auch von früheren Filmen und Geschichten bereits kennt.

Umso schöner empfindet die Jury daher das Ende des Films mit der unvorhersehbaren Pointe. Hier zeigt sich ihrer Meinung nach die Meisterschaft, Geschichten zu erzählen, die in Erinnerung bleiben, gerade weil sie von der filmischen Durchschnittskost abweichen.

Nach ausführlicher Diskussion verleiht die Jury STEAKHOUSE gerne das höchste Prädikat.