Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In den Hallen einer dystopischen Textilfabrik tauchen zwei junge Arbeiterinnen kurzzeitig aus ihrer harten Realität in die Phantasie eines Märchens ein. Die Abschlussarbeit an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF von Adam Graf und Mandy Peterat erzählt mit einer zauberhaften Mischung aus Realfilm und Animation, wie die beiden jungen Frauen ihrer harten Arbeit, dem Färben von Textilien mit bloßen Händen, mit einem Befreiungsmärchen einen imaginären Widerstand entgegensetzen: Die Perlenauffädlerin Nanai muss in Sklavenarbeit Perlen für die Herrscherfamilie auffädeln, bis sie sich zur Entscheidung durchringt, nie wieder Perlen anzufassen. In neun Minuten entfaltet der Film mit den vorzüglichen spielenden Darstellerinnen visuell vielfältig ein poetisches Narrativ der Resilienz gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, das Real- und Animationsfilm meisterhaft vermischt. In der letzten Einstellung verschwinden die beiden jungen Frauen dann allmählich hinter aufgetürmten Säcken – auch hier erkennt die Jury ein vieldeutiges Bild: denn zwar werden sie für den Betrachter unsichtbar, aber vielleicht entsteht dadurch auch die Hoffnung auf einen gewissen Schutzraum, der nur ihnen gehört.