Stadtpinguin
Filminfos
Gattung: | Drama; Kinderfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Florinda Frisardi |
Darsteller: | Bianca Bösche; Lika Bösche; Anna Bösche; Heinz-Jürgen Kuhne; Olivia Molino; David Molino |
Drehbuch: | Florinda Frisardi |
Kamera: | Faraz Fesharaki |
Schnitt: | Florinda Frisardi |
Musik: | Haraldur Thrastarson |
Webseite: | dffb.de; |
Länge: | 10 Minuten |
Verleih: | DFFB |
Produktion: | Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Rundfunk-Berlin Brandenburg; |
Förderer: | dffb |
Jury-Begründung
Florinda Frisardis STADTPINGUIN ist ein inspirierender Kurzfilm, der dank seiner offenen, assoziativen Erzählstruktur einlädt, spielerisch über komplexe Thematiken zu reflektieren. Auf der augenscheinlichen Ebene illustriert der Film den Tagtraum zweier Mädchen, die offenbar die Wohnung nicht verlassen dürfen. Gemeinsam lassen sie sich von ihrer Umwelt inspirieren, vom Radio und von den täglichen Eindrücken. Sie ersinnen Bilder, eine Geschichte rund um ein zurückgelassenes Pinguin-Stofftier, in dem sie es in ihrer Fantasie animieren, es vermenschlichen. Werden wir dem Pinguin fehlen? Was wird er wohl erleben? Sie stellen sich vor, welchen Weg das Stofftier zurücklegt und welche Orte es dabei aufsucht. Es sind optimistische und lebensnahe Fantasien.Auf einer weiteren Ebene tragen diese Bilder jedoch auch Düsteres. Sie erzählen mal direkt, mal unterschwellig von der Beschaffenheit der Welt, in der diese Kinder leben – eine Welt, die geprägt ist von gesellschaftlichen Krisen: eine verlassene Schule, einsame Spielplätze, ein geschlossener Zoo. Dazu quälende Hitze und Tiere wie Elefanten und vor allem Pinguine, die in eine Klimazone verschleppt wurden, wo sie sich ansonsten niemals aufhalten würden. Die jüngste Erfahrung mit den Corona-Schutzmaßnahmen legt zunächst die Vermutung nahe, die Isolation der Kinder habe darin ihren Ursprung. Doch im weiteren Verlauf verfestigt sich die Ahnung, der Ursprung könne auch in dieser Hitze liegen und der Film damit eine Projektion einer nahen Zukunft sein.
Man mag, wie Teile der Jury, empfinden, es fehle an einer klaren Hinführung zu diesen Themen. Letztlich aber findet sich gerade in der Offenheit der Erzählung eine große Stärke des Films. STADTPINGUIN löst mit seiner verträumten Erzählweise und durch die Kontextualisierung durchdachter statischer Bilder sehr individuell geprägte Assoziationsketten aus, die sich zu einer spannenden Reflexion fügen – und das nicht nur für Kinder. Denn dem kleinen Film gelingt es auf ganz wunderbare Weise, andere Altersgruppen mitzunehmen, hinein in eine kindliche Perspektive auf unsere Gegenwart. Und so verleiht die Jury im Anschluss an eine spannende Diskussion gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.