Sprößling
FBW-Pressetext
Seine märchenhafte und zugleich erschreckende Wirkung bezieht der liebevoll gestaltete Knetfiguren-Film aus seiner Ernsthaftigkeit. Eine einsame Frau zieht ein Bausatz-Kind im Blumentopf groß, ins Bild gesetzt wird das als gefühlvolle Parabel. Welche Versuche werden Menschen in Zukunft unternehmen, um ihr Aussterben - oder auch nur die Einsamkeit - zu verhindern?Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Anne Breymann |
Drehbuch: | Anne Breymann |
Länge: | 8 Minuten |
Produktion: | Anne Breymann |
FSK: | 6 |
Förderer: | Hessische Filmförderung |
Jury-Begründung
Hoffnung oder Horror? Das sind die ersten bestimmenden Eindrücke, die der Film vermittelt. Eine Frau - sichtbar einsam und von Enttäuschungen gezeichnet - huscht durch ihre Wohnung. Sie erhält ein Paket, darin eine Baby-Box. Die erste Überraschung für den Zuschauer: Die nostalgische Box enthält Saatgut, Gießkanne und Gärtner-Utensilien. Ein Baby wird gesät, es wächst heran im Blumentopf, und nach kurzer Zeit ist es soweit: die Mutter kann es ernten, die Wurzeln ergo Nabelschnur kappen, es wird versorgt, in eine Wiege gelegt und geliebt.Der sorgenvolle Blick der Mutter in die Wiege lässt sie alles andere vergessen. So merkt sie auch nicht, wie zwischen ihr und der Welt eine dichte Hecke wuchert, die sie und das Kind einschließt wie Dornröschen.
Seine märchenhafte und zugleich erschreckende Wirkung bezieht dieser liebevoll gestaltete Knetfiguren-Film aus seiner Ernsthaftigkeit, mit der er das Problem zeigt. Enttäuschung und Angst, die der kleinen Knetfiguren-Frau anzusehen sind, rühren an und wecken Verständnis für ihre Situation und ihren so verständlichen Wunsch, die Einsamkeit zu überwinden.
Der Wunsch, für ein Kind zu sorgen, es zu lieben und heranwachsen zu sehen, als archaischer Ausdruck des Menschen? Ein Sinnbild für alternde Gesellschaften rund um den Erdball? Eine Horrorvision, die an Frankenstein und andere Versuche des Menschen erinnert, Schöpfer sein zu wollen? Solche Gedanken liegen nahe. Denn der Film bietet in seiner konzentrierten, durchkomponierten Form Ansatz für solche Gedanken.
Die aufmerksam und vielfältig gestalteten Details machen den Film reich und sehenswert. Seine Botschaft ist so aktuell wie beklemmend. Welche Versuche werden Menschen in Zukunft unternehmen, um ihr Aussterben zu verhindern, die Hoffnungslosigkeit einer alternden Gesellschaft zu überwinden. „Sprößling“ zeigt hier eine Möglichkeit auf eine skurrile und berührende Art.