Spielmacher

Kinostart: 12.04.18
2018
Filmplakat: Spielmacher

FBW-Pressetext

Der Thriller SPIELMACHER mit Frederick Lau und Oliver Masucci erzählt von dem gerade aus der Haft entlassenen Ex-Fußballer Ivo, der sich mit einem Wettpaten einlässt und dabei zwischen alle Fronten gerät.

Wenn man aus dem Knast kommt, ist das Leben wie ein Karussell, in das man bei laufender Fahrt einsteigen muss. So geht es auch Ivo, der gerade freigekommen ist. Seinen alten Traum vom Fußballspielen musste er schon früh aufgeben, aufgrund einer Verletzung. Dabei kann er Spiele verstehen wie kein zweiter. Also zieht er abends los und platziert eine Wette. Die Quoten sind gegen ihn und doch gewinnt er. Nicht nur das Spiel, sondern auch die Aufmerksamkeit von Dejan, dem das Wettbüro gehört und der für die Chinesen Spiele und Spieler manipuliert. Dejan holt Ivo zu sich an Bord und zeigt ihm, wie und wo das große Geld zu machen ist. Doch Ivo will eigentlich nur eines: Ein normales Leben. Vielleicht ja zusammen mit Vera, die Ivo bei einem Spiel von Ivos ehemaligem Jugendclub kennenlernt. Denn Vera ist die Mutter von Lukas, der als Mittelstürmer so begabt ist wie Ivo damals. Als Dejan auch Lukas für seine Zwecke nutzen will, steht Ivo endgültig zwischen allen Fronten. Mit seinem Debütfilm SPIELMACHER gelingt Regisseur Timon Modersohn ein klassischer Thriller, der auf geschickte Weise alle Muster, die das Genre vorgibt, bedienen kann, um daraus einen wirklich spannenden Film zu entwickeln. Getragen wird der Film, der bis zum Schluss kleine Twists in die Handlung einbaut, von seinen starken Darstellern. Oliver Masucci spielt seine Rolle des Bösewichts augenscheinlich gerne. Mit fiesem und entschlossenem Blick schlängelt er sich durch die Handlung – dabei sind seine Wutausbrüche und Racheaktionen auch für den Zuschauer selten kalkulierbar, was für eine anhaltende Anspannung sorgt. Und Frederick Lau macht das große Dilemma der Figur Ivo deutlich spürbar. Seine eigenen Fehler in der Vergangenheit drohen, ihn auch jetzt noch ins Verderben zu stürzen. Als Rettungsanker könnte Vera fungieren, die Anja Traue natürlich, offen und mit Charme spielt. Die Kamera von Christian Rein ist sehr dicht an den Figuren dran und erlaubt kaum Distanz, was den Zuschauer nur noch stärker in die Handlung hineinzieht und mit dem Ruhrgebiet wurde zudem ein Handlungsraum gewählt, der mit seinen Fabriken und Bolzplätzen ebenso rau wirkt wie die Charaktere, die sich in ihm bewegen. Ein deutscher Genrefilm, der mit seinen starken Darstellern und einer stimmigen Milieuzeichnung überzeugt.

Filminfos

Gattung:Drama; Thriller; Spielfilm
Regie:Timon Modersohn
Darsteller:Frederick Lau; Antje Traue; Oliver Masucci; Anton Weil; Mateo Wansing Lorrio; Natalia Avelon; Goran Navojec; Johannes Krisch; Ludwig Trepte
Drehbuch:Christian Brecht
Kamera:Christian Rein
Schnitt:Jan Hille
Webseite:warnerbros.de;
Länge:99 Minuten
Kinostart:12.04.2018
Verleih:Warner
Produktion: Frisbeefilms GmbH & Co KG, cine plus | The Media Group; Warner Bros. Film Productions Germany;
FSK:12
Förderer:FFA; BKM; DFFF; FFHSH; Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Timon Modersohn siedelt seinen Debütfilm SPIELMACHER in der Amateur-Fußballszene an und thematisiert den Komplex der Spielmanipulation und den damit einhergehenden Wettbetrug. Modersohn erzählt den Film in einer Mischung aus Drama und Gangsterfilm – ein Subgenre, das in Deutschland allzu oft eher im Gewand des klassischen Krimis in Erscheinung tritt. Handwerklich formal bedient der Film sein Genre dann aber erstklassig: Die Kamera definiert die beiden Spielorte Ruhrgebiet und Hamburg mit starken Bildern und gestaltet das im deutschen Film seltener geschilderte Milieu der illegalen Wettszene atmosphärisch glaubhaft. Die von großartigem Elektro dominierte musikalische Ebene als prägender Bestandteil der konstituierten Filmwelt schließlich besticht durch eine herausragende Mischung, während auch das Schauspieler-Ensemble bis in die kleinsten Rollen hinein überzeugt.
Was den Film in seiner Wirkung auf die Jury dennoch abschwächen lässt, ist seine allzu klassische Dramaturgie und eine erzählerische Konventionalität, die sich im Strom des gewohnten deutschen Durchschnittskrimis bewegt. Dabei böten sich gerade die Schilderungen von Gangster- und Malochermilieu nachdrücklich an, inszenatorisch und erzählerisch konsequenter zu agieren, indem zum Beispiel die Parallelwelt, die der Film etabliert, auch am Schluss noch ernstgenommen und nicht im Grunde durch Bagatellisierungen verraten würde. Aber selbst eine Figur wie der alte und todkranke Fußballtrainer beispielsweise, der für die abzuschüttelnde Vergangenheit der Hauptfigur steht, darf ihre metaphorische Funktion innerhalb der Dramaturgie nicht konsequent zu Ende bringen. Eine Erzähldramaturgie, die die Wirkung des Films in den Augen der Jury abschwächt. Und so hat sich die Jury nach Abwägung aller Argumente für die Auszeichnung mit dem Prädikat wertvoll entschieden.