Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Erstaunlich, wieviel man in sechs Filmminuten erzählen kann. Und dies ohne ein verständliches Wort, denn in SPEECHLESS wird zwar viel geredet, aber in unverständlichen Fantasiesprachen. Der Protagonist ist ein kleiner Junge, der verloren durch ein deutsches Spielwarengeschäft irrt. Verschiedene Menschen sprechen ihn an, doch nur durch die Situation und den Tonfall wird verständlich, was sie sagen. Einer Mutter gelingt es schließlich durch nonverbale Kommunikation, von ihm zu erfahren, wo er herkommt. Und so wird eine erschütternde Geschichte davon, was Kinder in unseren Zeiten ertragen müssen, offenbar. Der Drehbuchautor und Regisseur Robin Polak ist ein raffinierter Erzähler, der virtuos Spannung erzeugen kann, indem er dem Zuschauer Informationen vorenthält. Er spielt mit der Irritation durch einen deutschen Spielzeugladen, in dem niemand deutsch spricht und zeigt in der Schlüsselszene, in der der Junge mit Spielzeug seine Geschichte erzählt, lange nur die Reaktion darauf im Gesicht der Mutter. Der alles erklärende Gegenschuss ist perfekt getimt und auch die folgenden, wortlosen Reaktionen des Kindes und der jungen Frau sind mit einer Präzision inszeniert, die diesen Kurzfilm zu einem berührenden kleinen Drama werden lassen, das von der Jury einstimmig mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ beurteilt wurde.