Soul Boy

Filmplakat: Soul Boy

FBW-Pressetext

Für den 14jährigen Abila beginnt eine abenteuerliche Reise durch die Tiefen des heimatlichen Slums Kibera in Nairobi, denn seinem Vater wurde im Spiel mit einer Hexe die Seele geraubt. Seinen ganzen Mut und viel Tatenkraft muss Abila aufbringen und sieben Aufgaben lösen, um seinen Vater zu retten. Was nach einer Geschichte voller Mystik klingt, verortet dieser Spielfilm geschickt im Slumviertel der Jetztzeit. Verdienstvollerweise beschönt er dabei nicht die vorherrschende, konfliktreiche Alltagssituation. Dies ist vor allem der außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte dieses Projektes geschuldet, das in Zusammenarbeit der deutschen Produktion One Fine Day Films (Marie Steinmann) und der kenianischen Firma Ginger Ink als Trainingsworkshop für junge Talente vor Ort initiiert wurde. Mit einem professionellen Team, unter Anleitung von Tom Tykwer, entfalten sowohl die angehenden Filmemacher als auch die authentischen Laiendarsteller ihr ganzes Können und bündeln ihre Leistungen zu einem ebenso unterhaltsamen wie besonderen, filmischen Einblick, gespickt mit schnellen Schnitten, pointiertem Musikeinsatz und nachdrücklichen Bildern. Besonders sehenswert auch für ein jüngeres Publikum - mit hoffnungsvoller Message!

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Kinderfilm; Kurzfilm; Abenteuerfilm
Regie:Hawa Essuman
Darsteller:Nordeen Abdulghani; Christopher Abuga; Rose Adhiambo; Jones Onyango Ajwala; Consolata Apondi; Micheal Babu; Katherine Damaris; Lucy Gachanja
Drehbuch:Billy Kahora
Kamera:Christian Almesberger
Schnitt:Ng'ethe Gitungo
Musik:Xaver von Treyer
Webseite:;
Weblinks:;
Länge:60 Minuten
Kinostart:02.12.2010
Verleih:X Verleih
Produktion: One Fine Day Films
FSK:6
Förderer:Goethe Institut

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Regisseurin Hawa Essuman entführt den Zuschauer in ein mystisches Abenteuer, angesiedelt in der Gegenwart in Kibera, dem größten Slum von Nairobi. Im Mittelpunkt steht ein Tag im Leben des Soul Boys, der aufbricht, die Seele seines scheinbar verfluchten Vaters zu retten.

Geschickt werden afrikanische Mythen und europäische Abenteuergeschichte zu einem Film miteinander verwoben, beeindruckend, wie intensiv die Laiendarsteller die Geschichte transportieren. Wirkt die deutsche Synchronisation anfangs noch befremdlich, so vergisst man dieses Befremden sehr schnell, da man schnell in den Sog um die Lösung der sieben Aufgaben gezogen wird. Die Atmosphäre des Slums und der Wille der beiden Hauptdarsteller, die eigenen Ängste zu besiegen, um den Vater zu erlösen, ziehen den Zuschauer unweigerlich in ihren Bann.

Mit einem Gefühl für perfektes Timing werden die zu bewältigenden sieben Aufgaben nach und nach erledigt, ohne dass die Geschichte gehetzt wirkt. Dazu ist das Drehbuch zu stark, das eine Episode mit der anderen verwebt, indem die Lösung der einen Aufgabe fließend in die nächste übergeht. Gleichzeitig sind diese Aufgaben von philosophischer Tiefe, wie man es anfangs nicht erwartet. Fast en passant wird auch die Frage nach dem persönlichen Glück gestellt, und ohne große Worte, nur durch Blicke und Bewegungen werden Antworten gefunden, die aus dem Leben gegriffen wirken.

Tom Tykwers, Filmprojekt One Fine Day Films und Ginger Ink ist mit der Umsetzung dieses Spielfilms ein kleines Meisterwerk gelungen, das durch höchste technische Professionalität und erzählerische Sogkraft überzeugt. Nicht hoch genug kann die Schauspielerführung gelobt werden, der nie anzumerken ist, dass es sich um Laiendarsteller handelt. SOUL BOY ist der beste Beweis für erfolgreichen Know-how-Transfer ohne kolonialistische Europäisierung der Ergebnisse.

SOUL BOY hat jede Form der Anerkennung, Wertschätzung und das höchste Prädikat in jeder Hinsicht verdient.