Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Dieser Kurzfilm erzählt von einer ungewöhnlichen Friedhofsbekanntschaft und überzeugt insbesondere durch die Stimmigkeit der Atmosphäre und durch seine darstellerischen Leistungen. Die alte Dame Hedwig Hartmann (Liane Düsterhöft) wird bei der Grabpflege von dem Witwer Erich Schinkel (Olaf Müller) angesprochen und erhält eine kleine Hilfe. Mit dieser Geste beginnt eine Annäherung. Zur Überraschung von Simone (Corinna Waldbauer), der Tochter von Hedwig, entwickelt sich zwischen den beiden Senioren so etwas wie ein später emotionaler Frühling. Die anfangs gebrechlich wirkende Hedwig Hartmann lebt merklich auf. Kleine Details, umsichtige Einblicke in die Lebensverhältnisse, symbolische Handlungen (Verbannung der Anglertrophäen) bewirken eine große Authentizität der Geschichte. Die Kameraperspektiven sind klug gewählt und diverse Stilmittel lassen die Figuren sehr sympathisch erscheinen. Leider ist der offene Schluss nicht ganz gelungen. Der abrupte Wechsel vom geglückten Sonntagskaffee-Treffen mit „Bierseligkeit“ zur einsamen und wieder unfrisierten Witwe Hartmann an dem Grab, welches sonst Erich Schinkel pflegt, war schwer zu deuten. Dennoch war sich die Jury einig, dass diesem Kurzfilm künstlerischer Wert bescheinigt werden kann.