Sommer vorm Balkon

Kinostart: 05.01.05
2005
Filmplakat: Sommer vorm Balkon

FBW-Pressetext

Berliner, Prenzlauer Berg, zwei Freundinnen, zwei nicht gerade einfache Existenzen - und zwei Stunden schönstes Kino, die wie im Flug vergehen. Eine Sternstunde des deutschen Films, ein Meisterwerk, das seine Zuschauer beschwingt entlässt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie
Regie:Andreas Dresen
Darsteller:Christel Peters; Andreas Schmidt; Nadja Uhl; Stephanie Schönfeld; Inka Friedrich
Drehbuch:Wolfgang Kohlhaase
Weblinks:;
Länge:110 Minuten
Kinostart:05.01.2005
Verleih:X Verleih
Produktion: Rommel Film Filmproduktion Peter Rommel, X-Filme Creative Pool;
FSK:12
Bildungseinsatz:;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Höchste Sensibilität bei der Figurenzeichnung und eine sichere Führung seiner Protagonisten zeichnete Andreas Dresen schon bei all seinen bisherigen Filmen aus. Zweifellos ist er einer der fähigsten deutschen Filmregisseure. Ein absoluter Glücksfall ist nun Dresens Verbindung mit Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, dem Meister trefflicher Dialoge und Schöpfer vieler außergewöhnlicher Filme.

Was Regisseur und Autor nun mit „Sommer vorm Balkon“ auf die Leinwand zaubern, das ist ein absoluter Glücksfall im deutschen Film: Große Gefühle, kleine Schwächen, Glück und Schmerz, Trauer und Hoffnung - alle Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins in einer kleinen, überschaubaren Lebens-Oase am Prenzlauer Berg in Berlin. Und dies erzählt mit großer Intensität, mit Wärme und Herz, aber auch mit einer realistischen Echtheit, die Gültigkeit über die Grenzen Berlins hinaus hat und Identifikation für alle Menschen im Kino bietet.

Kurzum: „Sommer vorm Balkon“ ist eine jener seltenen Filmperlen, in der sozusagen universell die Welt sich spiegelt, das Menschen-Dasein, die ganze „condition humaine“. „Sommer vorm Balkon“ besitzt die Magie, sein Publikum zu verzaubern, es geradezu fröhlich zu entlassen – und das, obwohl der Film keine düsteren Winkel scheut, obwohl er dramaturgisch so manches tragisch-tiefe Tal durchquert.

Wir „erleben“ zwei Freundinnen im wahrsten Sinne des Wortes. Beide wohnen im gleichen Wohnhaus am Prenzlauer Berg, Katrin ganz unten und Nike ganz oben – mit Balkon.
Einen heißen Berliner Sommer lang ist dieser Balkon ihr abendlicher Ort für Herz und Schmerz, Lachen und Weinen, für Träume und Sehnsüchte.
Viel erfährt der Zuschauer im Laufe des Films von der Vita der beiden Protagonistinnen. Schön und schonungslos zugleich ist der Ausblick in das durch Arbeitslosigkeit und Scheidung gestörte Familienleben von Katrin und in die liebevoll und aufopferungsvoll engagierte Pflegearbeit von Nike. Zutiefst human ist hier der Film, dabei manchmal atemberaubend realistisch. Alte, pflegebedürftige Menschen hat ein Spielfilm auf solche Art noch nicht gezeigt. Unerschrocken realitätstüchtig ist die Inszenierung hier, gleichzeitig bewundernswert sensibel.

Nadja Uhl und Inka Friedrich als beste Freundinnen - durch alle Höhen und Tiefen - bestechen durch ihr authentisches Spiel mit allen Facetten von Gefühlsregungen. Herrlich anzusehen und zu erleben (auch wenn nicht jeder Frau Geschmack) ist Andreas Schmidt als eindimensionaler Trucker-Macho, überzeugend auch Stefanie Schönfeld als Tina hinter dem Tresen der Stammkneipe. Wunderbar geführt sind auch die Kinder, noch die kleinste Nebenrolle, etwa die Assistenzärztin oder Thekensteher Axel Prahl sorgsam besetzt.

Entsprechend dem dialogreichen Spiel konzentriert sich die sensible Kamera von Andreas Höfer vor allem auf die Gesichter der Darsteller. Im ironischen Kontrast zur dargebotenen Realität wird die Handlung mit gefühlsbetonten Altschlagern wie „Immer wieder Sonntags“ oder „Guten Morgen Sonnenschein“ untermalt – ein gelungener Kunstgriff und eine schöne Ergänzung zur musikalischen Ausstattung von Pascal Comelade. Selten bringt der Musicscore eines Films jene alte (Berliner?) Weisheit so sehr auf den Punkt, wie „Sommer vorm Balkon“: Mit Musik geht alles besser ...