Solo Sunny
Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Tragikomödie |
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Regie: | Konrad Wolf; Wolfgang Kohlhaase |
Darsteller: | Klaus Brasch; Ursula Braun; Michael Christian; Regine Doreen; Duo Gradini; Klaus Händel; Jürgen Hentsch; Hans-Jürgen Hürrig; Heide Kipp; Renate Krößner; Alexander Lang; Olaf Mierau; Dieter Montag; Thomas Neumann; Rolf Pfannenstein; Heidemarie Schneider; Molly Sisters; Bernd Stegemann; Harald Warmbrunn; Hans-Joachim Wiesner; Uwe Zerbe |
Drehbuch: | Wolfgang Kohlhaase |
Kamera: | Eberhard Geick |
Schnitt: | Evelyn Carow |
Musik: | Günther Fischer |
Länge: | 104 Minuten |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Es handelt sich um einen Unterhaltungsfilm, der scheinbar ohne besonderen Anspruch daherkommt. Tatsächlich ist er aber ungewöhnlich vielschichtig und böte eine ganze Reihe von Themen, über die man nachdenken könnte. Eine Unterhaltungsgruppe tingelt durch mehr oder weniger schäbige Wirtshäuser der Provinz, zieht ihr Programm ab, spielt den Leuten zum Tanz die "Waldeslust". eine weiter nicht interessante Gruppierung von Personen, unter ihnen aber ist dieses Mädchen Ingrid Sommer, genannt Sunny, eine Außenseiterin in jder Beziehung, wirklich einmal und ohne jedes Klischee jener Berliner Typ, von dem man "Schnauze mit Herz" oder Ähnliches sagt, animalisch, aggressiv, eigensinnig, vor allem aber vital; auf der anderen Seite mit einer naiven Gescheitheit ausgestatet und bei aller Egozentrik mit einem Feingefühl, das sie u.a. auch ihre eigenen Grenzen erkennen und an ihrer Begabung zweifeln lässt. Aber es bleibt eine nicht umzubringende Hoffnung, für die sie in ihrer Gesellschaft, und das ist zunächst die sehr begrenzte Gesellschaft ihrer Umgebung (die aber im Hintergrund doch sehr viel mehr ist), zu einem lebendigen Symbol wird.Allein wie dieses Milieu gezeigt wird - vergammelte Häuser und triste Hinterhöfe, schäbige Wohnungen, kleinliche Nachbarn und immer wieder mal ein darüberschwebendes Flugzeug als möglich Brücke ganz woanders hin, die man aber nicht betreten kann und vielleicht ga nicht betreten möchte - , verleiht diesem Film einen besonderen Rang. Es ist ein Film von großer poetischer Dichte, die aber die üblichen Mittel der Poesie nicht benützt; auch alles, was da an Symbol drinsteckt, ist nicht von irgendwo herbeigeholt, sondern steckt eben in der Realität selbst und wird unmittelbar sichtbar. Im Laufe dieser Geschichte sind auf einmal diese Häuser, Wohnungen und Hinterhöfe gar nicht mehr so triste; sie gewinnen durch diese "Solo Sunny" intensives Leben und zeigen sich in einem tieferen Sinne als menschliche Wohnstatt. Auch die riskante Konfrontation dieses Mädchens mit dem Diplom-Philosophen, der in diesem DDR-Film ausgerechnet über die Gesellschaft und dem Tod schreibt, rutscht nicht ab, sie stimmt einfach. Auf der Gegenseite sozusagen der Berliner Taxiunternehmer, der vergeblich um das Mädchen wirbt, mit seiner sympathischen und verständnisvollen Primivität, ein Mensch, der es "doch im Ohr hat", dass es "dir" statt "dich" heißen muss. Man könnte nun eine Fülle von äußerst durchdachten, äußerst gekonnten realitischen Einzelheiten herausheben. Summarisch: Dieser Film ist nicht nur handwerklich, sondern im besten Sinne künstlerisch in jedem Detail geglückt.
Hervorheben muss man allerdings noch Renate Krössner als Sunny, die für dieses Thema geradezu ein Glücksfall ist, und die Fotografie. Was den Film neben seinen anderen Qualitäten so überzeugend macht, ist eine Farbfotogafie, die auf Farbigkeit verzichtet. Schließlich noch die Dialoge: Sie sind alltäglich und von hoher literarischer Qualität zugleich.
Ein Film, der anrührt, auch rührt in gar nicht sentimentaler Weise, eine melancholische Komödie.