Sinkende Schiffe

Filmplakat: Sinkende Schiffe

Kurzbeschreibung

Sara und Theo fahren mit ihrem zehnjährigen Sohn in den Schwarzwald. Ein Streit eskaliert .
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Andreas Kessler
Darsteller:Adrian Zwicker; Helena Hentschel; Emil Hugo Wipfler
Drehbuch:Stephan Kämpf
Kamera:Leonard Frederic Caspari
Schnitt:Maximilian Merth
Länge:21 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
FSK:12
Förderer:BKM; Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dass die Ehe von Sara und Theo unter Spannung steht, ist von den ersten Szenen an klar. Sehr schnell wird auch deutlich, wer der Aggressor ist und wer das Opfer: Theo ist der Typus aufbrausendes und kontrollierender Ehemann, der seine vom Temperament ungleich sanftere Frau bei kleinsten Verstößen angreift und drangsaliert. Der zehnjährige Sohn ist alt genug, um zu verstehen, was vor sich geht, aber noch zu jung, um tatsächlich eingreifen zu können. Mit dieser Konstellation erzählt SINKENDE SCHIFFE in knapp 22 Minuten die Geschichte eines Kurzurlaubs, in dem sich die Konflikte in Etappen zuspitzen. Der erste Streit – die Kleinfamilie befindet sich auf dem Weg zu einem Kurzurlaub in den Schwarzwald – endet damit, dass Theo seine Frau und seinen Sohn im Wald stehen lässt und einfach davonfährt. Eingeschüchtert und ängstlich warten die Zwei auf seine Rückkehr, die erst nach Einbruch der Dunkelheit erfolgt. Am Ferienhaus angekommen scheint der häusliche Friede erstmal wieder hergestellt, bis die nächsten Spannungen aufkommen. Schließlich ergibt sich beim Baden in einem See eine Szene, in der Sara sich entscheiden muss, ob sie Theo auf eine Weise los wird, die von ihrer Seite nichts weiter erfordert als – nichts zu tun.

Alle drei Schauspieler sind sehr gut, so befand die Jury, besonders aber der Junge, der an vielen Stellen Lebendigkeit in den Film bringt, wo die beiden Erwachsenen in ihrer Konflikthaltung wie erstarrt scheinen. Der Jury gefiel außerdem, dass die Dynamik einer Beziehung gezeigt wurde, und keine einseitige Zuschreibung von guter Ehefrau und bösem Ehemann erfolgte. Tatsächlich scheinen die Aggressionen und der Kontrollzwang des Mannes Gründe zu haben, die zwar nur angedeutet werden, aber dennoch aus der Figur Theo mehr als nur den Bösewicht machen. Über die Gründe dafür, dass Sara bislang noch nicht das Weite gesucht hat, kann man dagegen nur spekulieren – wirtschaftliche Abhängigkeit, mangelndes Selbstvertrauen, familiäre Prägung? So sehr die schwere Rolle der Frau im Vordergrund steht und der Zuschauer aufgefordert ist, mit ihr zu sympathisieren, fällt doch ein gewisses dramaturgisches Ungleichgewicht ins Auge: Theos Stimmungsschwankungen werden als krankheitsbedingt motiviert und begründet, für Saras schwankendes Gemüt aber gibt es keine Erklärungen. Wo der Titel eine Gleichberechtigung der drei Protagonisten impliziert, schildert der Film tatsächlich eher ein Gefälle. Sohn und Mutter leiden beide unter der ständigen Gewaltandrohung, sind aber nicht in der Lage sich im entscheidenden Moment zu einem gemeinsamen Handeln abzustimmen. Es ist nicht leicht zu ertragen, dass es Frauen wie Sara gibt, die im Namen eines ungewissen und instabilen häuslichen Friedens bereit sind, Gewalt hinzunehmen, aber nach Meinung der Jury ist es dem Film auch anzurechnen, dass er diesen Ärger und dieses Unverständnis produziert, verhält es sich im realen Leben doch tatsächlich so. Der Film schildert mithin einfühlsam und recht prägnant die Realität einer von häuslicher Gewalt geprägten Beziehung, ohne aber, so der Eindruck der Jury, der Thematik etwas Neues oder darüber hinaus Weisendes hinzuzufügen.