Silent Waters - Khamosh Pani

Kinostart: 22.04.04
2003

FBW-Pressetext

Familientragödie vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen Sikhs und Moslems (1947) und der Entstehung des islamischen Fundamentalismus (1979) im pakistanischen Punjab. Authentisches und bewegendes Zeit- und Gesellschaftsbild.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Sabiha Sumar
Darsteller:Navtej Johar Kirron Kher Aamir Malik Arshad Mahmud Salman Shahid
Drehbuch:Paromita Vohra
Länge:99 Minuten
Kinostart:22.04.2004
Verleih:Academy Films Ludwigsburg
Produktion: Vidhi Films, Flying Moon Filmproduktion; Unlimited S.A.; ZDF; Arte;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im pakistanischen Dorf Charkhi lebt Ayesha mit ihrem Sohn Salem. Im weiteren Verlauf des Films erfahren wir durch Rückblenden mehr und mehr über das besondere Schicksal der Mutter, die - als Tochter von Sikhs geboren - den Namen Veero trug und sich während der Vertreibung weigerte, in den erzwungenen Freitod zu gehen. Durch ihre Heirat gerettet, lebt sie mit ihrem Geheimnis unter Muslimen. Ihr Leben nimmt eine tragische Wende, als sich ihr tagträumender Sohn durch den Anschluß an eine Gruppe militanter Muslime seinem Leben einen Sinn geben will und ihr Bruder, innerhalb einer Pilgergruppe von Sikhs ins Dorf gekommen, nach ihr sucht. Sie kann weder ihren Sohn zurückhalten, noch zu ihrer Familie zurück. Eines Tages ist sie aus dem Dorf verschwunden.

Der Film schildert exemplarisch das Schicksal von Menschen in Gebieten mit alle Vernunft sprengenden ethischen, religiösen oder besser ideologischen Konflikten. Er findet Bilder, die über den sehr authentisch wirkenden realen geschichtlichen Hintergrund in Pakistan zwischen der Ermordung des Präsidenten Butho und der Machtergreifung des Generals Zia ul Haqs hinaus eine überzeugende Allgemeingültigkeit besitzen. Insgesamt beeindruckt die Darstellung der Entstehung von Extremismus in unsicheren Zeiten durch ihre bewußte Reduzierung auf nachvollziehbare Grundlagen wie Ersatz von Wertvorstellungen durch Ideologie, Aufgehen des Einzelnen in einer Gruppenidentität und einer zwischen Gleichgültigkeit und Fatalismus verharrenden Mehrheit.
Die starke Präsenz und das beeindruckende Spiel der Hauptdarstellerin Ayesha zieht den Betrachter in den Bann und ebnet so den Weg in die schwierige Problematik. In der Kameraführung besticht der Film durch fantastisch inszenierten Bilder und die einfühlende Beobachtung des Geschehens aus der Distanz. Die durchweg gelungene Dramaturgie der Erzählung erhält durch den gezielten Wechsel von Farbstimmungen eine adäquate Entsprechung. So passen die farbenfrohen Bilder ebenso zur ausgelassenen Hochzeit im Dorf der Moslems wie der Sepiatönung zu den Rückblenden mit der bedrückenden Lebensgeschichte von Ayesha, zur Zeit der Sikhs.
Der Film zeigt wohlbegründet kein Happy-End. Selbst als Ayesha das Dorf verlassen hat und noch später, wenn der Film ins Jahr 2002 springt, wird klar, daß sich Unrecht wiederholen wird, wenn die ihm zu Grunde liegenden gesellschaftliche Probleme weiter bestehen.
Auch wenn der Film an einigen wenigen Stellen etwas plakativ wirkt wie in der Szene mit Pistolenschüssen auf die Flugplätter im Fluß oder in den Gesprächen zwischen Saleem und seiner Freundin vermag er zu überzeugen und zu beeindrucken.