Sie heißt jetzt Lotte!

Kurzbeschreibung

Die Geschichte handelt von den zwei Freundinnen Maria und Lea in den 1930er-Jahren in München, deren Freundschaft auf die Probe gestellt wird inmitten von Terror und Todesangst. Die Geschichte ist inspiriert von der Kindheit Charlotte Knoblochs, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die Themen Freundschaft, Zivilcourage und Moral werden anhand der historischen Holocaust-Geschichte ins Heute übertragen und ermöglichen eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Annekathrin Wetzel
Darsteller:Maria Ehrich; Kai Malina; Lola Dockhorn
Drehbuch:Annekathrin Wetzel
Kamera:Christof Wahl
Schnitt:Florian Leitl; Andreas Hennicke
Musik:Bartlomiej Gliniak
Länge:17 Minuten
Produktion: MiriquidiFilm München Annekathrin Wetzel, BR;
Förderer:MBB; FFF Bayern; SLM

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Film orientiert sich am Lebensschicksal von Charlotte Knobloch, der ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, und erzählt von der Freundschaft zweier junger Schauspielerinnen, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten jäh unterbrochen wird, denn Lea ist Jüdin und Maria ist mit dem aufstrebenden Nazi Hans verheiratet.
Der Film will insbesondere junge Zuschauer ansprechen und sie über das Motiv der Freundschaft zur Identifikation und zum kreativen Gedanken anregen. Dazu ist er eingebunden in ein Transmedia-Konzept, das über verschiedene Plattformen des transmedialen Erzählens der Mediennutzung junger Menschen entgegenkommen soll. Auf diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung zu sehen, den Kurzfilm in 3D zu drehen.
Bei der Betrachtung und Diskussion des Films problematisierte die Jury, ob dieser technische Aufwand gerechtfertigt und zweckdienlich sei. Abgesehen davon, dass die 3D-Präsentation des Kurzfilms sich vermutlich auf einige wenige Events beschränken dürfte, stellt sich die Frage, ob junge Zuschauer tatsächlich von der technischen Machart angesprochen werden, oder nicht doch in erster Linie von einer emotional starken Geschichte. Hier sieht die Jury ein konzeptionelles Missverhältnis von Inhalt und technischer Gestaltung.
Ausstattung, Kamera und Ton des Films sind gut gelungen, Dramaturgie, Inszenierung und Schauspiel stehen laut Ansicht der Jury leider dahinter zurück. Die Figuren sind sehr scherenschnittartig angelegt, die Freundschaft zwischen Lea und Marie kann sich, obwohl die beiden Hauptdarstellerinnen gut agieren, in der Kürze der Zeit gar nicht richtig entfalten. Die starke didaktische Gliederung des Films nach Zeitereignissen (Reichspogromnacht, Ausbruch des Zweiten Weltkriegs etc.) unterbricht den Erzählfluss und steht der psychologischen Entwicklung entgegen. So wird letztendlich Marias Rückzug von Lea unter dem Einfluss ihres Mannes und dem „Zeitgeist“ emotional nicht recht nachvollziehbar. Schließlich kommt auch ihr Entschluss, ihren Mann und ihr „Puppenheim“ zu verlassen und Leas Tochter an sich zu nehmen, um ihr das Leben zu retten, unvermittelt. Der Aspekt der zwischenzeitlichen Konkurrenz der beiden Freundinnen – Maria erhält unter den veränderten Verhältnissen die Rolle, in der zunächst Lea brillierte, und macht Karriere – wird nicht weiter beleuchtet. Die Figur des Hans bleibt blass, und die Anziehung, die er auf Maria ausübt (nachdem die beiden Freundinnen sich anfangs über ihn lustig gemacht haben), ist nicht nachvollziehbar. Es ist zwar eine originelle Idee, seinen Aufstieg in der NS-Hierarchie durch das Anlegen verschiedener Uniformen zu veranschaulichen, aber aufgrund der schwachen Darstellung in den Dialogszenen bleibt seine Figur eine reine Charaktermaske.
Allerdings berührt das Schicksal, das hinter dem Film steht, und die Jury würdigt auch das Vorhaben, es mit besonderen Mitteln einer jungen Generation nahezubringen und sie damit zum Gedenken und Nachdenken anzuregen.