September

Filmplakat: September

FBW-Pressetext

Am liebsten möchte sie es herausschreien, der ganzen Welt mitteilen. Aber dann hält sie inne. Denn dass sie schwanger ist, sollte am besten nicht als erster der Arbeitgeber erfahren oder die beste Freundin, sondern eben er. Er, in den sie sich sofort verliebt hat während der gemeinsamen Zeit am See. Er, mit dem alles so leicht war. Er, den sie jetzt an seinem Arbeitsplatz besucht und feststellen muss, dass das perfekte Glück vielleicht gar nicht so perfekt ist. Doch eigentlich ist das auch gar nicht wichtig. Denn am Ende geht es nur um sie selbst. Wie eine Mischung aus einem Theaterstück und einem surrealen, mit traumhaften Sequenzen versehenen Musikvideo wirkt SEPTEMBER in der Regie des Filmemachers Konstantin Rall und der Künstlerin Zeehyun Soh. Die Bilder sind metaphorisch aufgeladen, mit lichtdurchfluteten Aufnahmen der liebevollen Momente am See auf der einen Seite, und vor Kälte durchzogenen Einstellungen zwischen den Betonmauern der Stadt auf der anderen Seite. Die Bildfolgen wirken klug und bewusst komponiert und lassen doch viel Raum für Interpretation. Und der schwere und harte Cello-Klang fügt die nötige Stimmung hinzu. So ergänzen sich Ton und Bild perfekt und erschaffen einen beeindruckenden Kurzfilm – irgendwo zwischen Experiment und Narration.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Konstantin Rall; Zeehyun Soh
Darsteller:Antonia Bill; Alexander Ziegenbein; Miriam Meyer; Daniel Steiner; Emilia Lomakova; Olivia Abad Kiomall
Drehbuch:Konstantin Rall
Kamera:Claire Jahn
Schnitt:Zeehyun Soh
Musik:Konstantin Rall
Länge:15 Minuten
Verleih:Aug&Ohr Medien
Produktion: Ecta Studio Konstantin Rall

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Nachdem Clara mehrere Schwangerschaftstest gemacht hat, ist ihr klar, dass sie ein Kind erwartet. Doch wohin mit ihren Emotionen und spontanen Gefühlswallungen, die sie zunächst mit ihrer Umwelt teilen will und die sie schließlich zu sich selbst bringen werden?

SEPTEMBER ist die künstlerische Umsetzung einer emotionalen Geschichte – und somit ein Kunstfilm. Aufgebaut wie ein Bühnenstück, das mit gut eingesetzten, klugen, visuellen Eindrücke wohlüberlegt den Weg zur Leinwand angetreten hat. Obwohl die Story wenig spektakulär scheint, funktioniert der Film hervorragend. Die audiovisuelle Ebene von SEPTEMBER macht dies genauso möglich wie das hervorragende schauspielerische Talent von Clara-Darstellerin Antonia Bill. Die Jury zeigte sich in der Diskussion beeindruckt vom impulsiven, ästhetischen Reiz des Kurzfilms. Durch klug gewählte Bildachsen und den intelligenten Einsatz filmischer Mittel vermag er genauso konsequent wie elegant die Gefühlswelt der schwangeren Clara zu transportieren.

Spontan versucht Clara ihre Freude über die Schwangerschaft mit ihren Freunden zu teilen, kann sie aber aus der Situation nicht erreichen. Daher wird sie mit den ersten Momenten der Schwangerschaft auf sich alleine gestellt bleiben. Bilder, Töne und Stimmungen aus Claras Vergangenheit mischt „September“ mit ihrer Gegenwart. Einzelne Worte und fragmentarische Sätze fremder Menschen werden in Claras eigenen, kleinen Schwangerschaftkosmos integriert und erfahren hier einen neuen Sinn. Wie im Rausch bewegt sie sich durch den Moment, wo Innen- und Außenwelt verschmelzen.

Nichts bleibt in der Dramaturgie dem Zufall überlassen. Akkurat, bis ins kleinste Detail konstruiert, bewegt sich SEPTEMBER durch die Gefühlswelt Claras, auch wenn Inhalte nur selten ausformuliert sind. Erfolgreich vermag der Film auch größere, assoziative Bögen spannen. Das Setting einer kleinen Waldschonung findet eine visuelle Entsprechung in den Birkenpflanzungen vor dem Arbeitsplatz des Freundes und Kindsvater. Filmisch ist es da nur ein kleiner Sprung vom Ort der Kindeszeugung bis hin zum Arbeitsplatz in spe in zeitgenössisch-urbaner Architektur.

Auch wenn SEPTEMBER auf die Jury hin und wieder ein wenig überkonstruiert und -dramatisiert wirkt, zeigt sie sich fasziniert von der Art und Weise, mit der der Film über assoziative Bildfolgen eine hochemotionale Geschichte erzählt.