Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Man muss gar nicht den philosophischen Überbau nachvollziehen, den Wolfgang Pfeiffer in seinem Widerspruch ausbreitet, um sein Werk zu verstehen. Ein Kunstwerk muss immer auch aus sich selber heraus überzeugen, und dieses gelingt ihm mit seiner filmischen Zumutung schon deshalb, weil der Film kaum mehr als „Sein und Zeit“ ist, der Titel also perfekt passt. Da der Film außer Schwarzbild und Stille nichts anbietet, sind all jene, die sich ihm aussetzen, nicht nur frei, sondern auch gezwungen, diese Leere auszufüllen. Und da man nicht nichts denken kann, hängt jeder seinen eigenen Gedanken nach. Dieses konsequent bis zum Schluss konzipierte Antikino bietet einen originellen Denkansatz und ist wirkungsvoll, sowohl als Provokation wie auch als Anregung. Doch anders als die Vorbilder aus der Moderne, wie Malewitschs „Schwarzes Quadrat“, Rauschenbergs „Schwarze Bilder“ oder „4´33“ von John Cage, die im 20. Jahrhundert revolutionär waren, ist dies sicher kein epochales Meisterwerk. Dafür hat es zuviel von einem gewitzten Trick, ja fast einem Kalauer an sich, und der Bezug auf Heidegger entpuppt sich dabei auch als eine Schwäche, denn die Vorbilder standen alle in visionärer Monumentalität für sich, während SEIN UND ZEIT dann doch eine Adaption, also ein sekundäres Werk ist.