Schwarz Rot Gelb

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat wertvoll verliehen.


Nach Stichworten gegliedert illustriert Jessica Neubauers Animationsfilm SCHWARZ ROT GELB eine Reihe kurzer Schilderungen von Migranten, die seit kurzem in Deutschland leben. Die Episoden stellen kleine Beobachtungen aus dem deutschen Alltag dar, die bei den Betroffenen offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Das zärtliche Miteinander eines greisen Ehepaares etwa löst bei einer Person bedauernde Betroffenheit darüber aus, dass sich in ihrer Heimat alte Ehepaare nichts mehr zu sagen haben beziehungsweise ständig streiten. Eine andere Frau erzählt vom Stress, der ihr der Einkauf bereitet, wenn sie wieder einmal bei einigen Artikeln den Preis nicht mitbekommen hat. Miniaturen wie diese – entnommen aus Migranten-Interviews – entlarven verblüffend deutlich deutsche Lebensweisen und Gewohnheiten und spiegeln sie augenzwinkernd aus neuer Perspektive.
Animiert werden die Episoden technisch überzeugend in einem Zeichenstil, der an Schulblock-Kritzeleien erinnert. Motivisch bleiben die Zeichnungen allerdings recht eindimensional, indem sie das Erzählte oft parallel einfach abbilden. Zu selten bieten die Bilder eine neue Ebene und wenn, dann hat sie die Jury eher aus ironischer Distanz bestehend empfunden. Erzählt etwa die Frau von öffentlichen Küssen, die sie als abstoßend empfindet, wird die Animation eines küssenden Paares nach Meinung der Jury unnötig stark überhöht. Den wertvollen Beitrag zum erstrebenswerten Miteinander verschiedener Kulturen in Deutschland leistet SCHWARZ ROT GELB aber angenehmer Weise trotzdem.