Schneeweiss-Rosenrot

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Mittelpunkt des Films steht ein Zwillingspaar, Jutta und Gisela Schmidt, das nolen volens zu Schlüsselfiguren der unruhigen 60er und 70er Jahre wurde und zwar vor allem im cineastischen, später im gesellschaftlichen Bereich. Die Zwillinge, verheiratet zunächst mit Mitgliedern der Kasseler Filminitiative, versuchen in den 70er Jahren in Rom ein neues Leben zu beginnen, geraten aber erneut in Abhängigkeiten. Gisela heiratet den jungen Paul Ghetty, damals 17 Jahre alt und bleibt bis 1990 seine Frau, Jutta wird die Lebensgefährtin von Rainer Langhans. Die Lebensgier der beiden Frauen, ihre Suche nach Alternativen und neuen Eindrücken drängt sie in immer neue Zwänge. Das tragische Schicksal der beiden Frauen, das symptomatisch für manchen anderen zeitgenossen dieser Jahre steht - die Zeit der APO und der Hippies, des aufkeimenden Terrorismus und der Jagd nach Drogen als "Pforten der Wahrnehmung" - wird mit Hilfe alten Video- und Filmmaterials, Interviews, Filmszenen (so aus Wim Wenders'-Filmen) und Fotografien authentisch und intensiv nachgezeichnet. Entstanden ist dabei ein aufwühlendes, beklemmendes und ehrliches Zeitdokument, ein Psychogramm von eindringlicher Intensität.

Selbst die gelegentlich schlechte Ton- und Bildqualität, die manche Aussagen der interviewten Zwillinge nicht deutlich werden ließ, konnte am positiven Gesamteindruck dieses dokumentarischen Zeitzeugnisses nicchts ändern.