Schlafes Bruder

Kinostart: 05.10.95
1995
Filmplakat: Schlafes Bruder

Kurzbeschreibung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wächst in einem abgelegenem Alepndorf ein Junge heran, der als musikalisches Genie, aber auch als Sonderling gilt und an seiner großen Liebe zerbricht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Joseph Vilsmaier
Darsteller:Ben Becker; Angelika Bartsch; André Eisermann; Michaela Rosen
Drehbuch:Robert Schneider
Buchvorlage:Robert Schneider
Kamera:Joseph Vilsmaier
Schnitt:Alexander Berner
Musik:Hubert von Goisern; Zehet Bauer
Länge:132 Minuten
Kinostart:05.10.1995
Verleih:Senator
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Perathon Film- und Fernsehproduktion GmbH, München B.A. Film, Bob Arnold OHG, München/Iduna Film GmbH Produktionsges. & Co./Kuchenreuther Filmproduktion, Münche
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit gewaltigen Bildern von archaischer Größe und Schönheit erzählt er die Geschichte von Johannes Elias Alder, der Anfang des 19. Jahrhunderts in einem Vorarlberger Gebirgsdorf ein kurzes Leben lebte. Elias, ein Wunderkind, Musikgenie und Orgelvirtouse, der aus seiner unerfüllten Liebe zu seiner Cousine Elsbeth im Alter von 22 Jahren sein Leben abschloss, indem er nicht mehr schlief.
Vilsmaier beschreibt kompromisslos realistisch und mit großem Atem das Leben in dem Gebirgsdorf. Authentisch sind die Details aus einer vergangenen Welt. Eine geschickte Dramaturgie lässt den Zuschauer in der Flut von elementaren Bildern, Farben und Tönen kaum zu Besinnung kommen. Mit voller Wucht wird dieser von der Urgewalt des Berglebens getroffen: Geburt und Tod, Liebe und Gewalt zeigt der Film ungeschminkt hart. Die Schönheit der Natur ist ebenso zu sehen, wie ihre grausane Gewalt durch Wasser, Schnee, Kälte, Feuer und Sturm zu spüren ist.
Außergewöhnlich geglückt ist die Besetzung des Films in Haupt- und Nebenrollen, mit präsenten Gesichtern und gute Masken. Stark sind die Leistungen von André Eisermann; Danna Vavrova und Ben Becker. Hervorrgagend, wie sich große Darsteller wie Lena Stolze, Eva Mattes und Jochen Nickel auch in Nebenrollen unterordnen. Inzestuöse und Behinderte dienen nicht als Staffage, sonder als genuiner Bestandteil des Dorfes, ohne exotisch oder gar voyeuristisch ausgenutzt zu sein.
Das akustische Phänomen von Elias ist eindrucksvoll ins Filmische umgesetzt worden. Wenn er mit übersinnlicher Wahrnehmung ins Zittern gerät, bebt und dröhnt die Natur mit und der Zuschauer wird in diesem Sog mitgerissen. Dies durch wunderbar verfremdete Bilder und eine entsprechende Fülle von Tönen und Geräuschen. Norbert Schneiders und Hubert von Goiserns Musik und Orgelkompositionen werden dem hohen Anspruch gerecht. "Schlafes Bruder" besticht durch seinen Reichtum im Einsatz der filmischen Mittel:" Die überragende Kameraleistung, der besonders einfallsreiche Schnitt und die jederzeit echt und unaufdringlich wirkende Ausstattung seien hier besonders erwähnt. Joseph Vilsmaiers Werk bedurfte keiner modischen Versatzstücke und lehnt sich auch an keine großen filmischen Vorbilder an. Es ist ein außergewöhnliches Werk, nicht vergleichbar mit anderen und stößt in eine neue Dimension im deutschen Film vor - ein wahrhaftiges Meisterstück.