Sascha

Kinostart: 24.03.11
2010
Filmplakat: Sascha

FBW-Pressetext

Auf einmal gerät für Sascha alles ins Schleudern - kurz vor der Aufnahmeprüfung zur Musikhochschule will sein Klavierlehrer aus Köln wegziehen, was nicht nur Liebeskummer, sondern auch ein nicht ganz ungefährliches Coming-Out innerhalb Saschas strenger Familie aus Ex-Jugoslawien mit sich bringt. Die mitreißende Tragikomödie changiert mit viel Humor und schönen Regieeinfällen zwischen einer emotionalen Story über das Erwachsenwerden, schwulem Liebesmelodram und multikultureller Familiengeschichte. Mit der Leichtigkeit von osteuropäischen Filmen in Anlehnung an Emir Kusturica, beschwingter Balkanmusik, sommerlicher Atmosphäre und eleganten Kamerafahrten setzt sich dieser Reigen aus vielfältigen Themen zu einem überaus unterhaltsamen Debütfilm zusammen. Ein Lob geht ebenso an die sympathischen Darsteller!

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Tragikomödie
Regie:Dennis Todorovic
Darsteller:Tim Bergmann; Saša Kekez ; Pedja Bjelac; Željka Preksavec; Ljubiša Lupo Gruj?i?; Yvonne Yung Hee
Drehbuch:Dennis Todorovic
Kamera:Andreas Köhler
Schnitt:Britta Strathman
Musik:Peter Aufderhaar
Länge:101 Minuten
Kinostart:24.03.2011
Verleih:Salzgeber
Produktion: eastart pictures / Ewa Borowski & Dennis Todorovic GbR
FSK:12
Förderer:BKM; Filmstiftung NRW; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Das Leben kann manchmal ganz schön kompliziert sein: Sascha ist 19, lebt als Sohn einer montenegrinischen Familie in Köln und steht kurz vor der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule. Seine Mutter sieht ihn schon als berühmten Pianisten und hält ihn zum Üben an. Auch seine chinesisch stämmige Nachbarin Jiao bereitet sich auf die Prüfung vor. Aber das Üben allein ist nicht das Problem. Die Liebe ist viel komplizierter. Jiao ist in Sascha verliebt und hofft, dass der es endlich bemerkt. Aber Sascha ist schwul und heimlich in seinen Klavierlehrer verliebt. Schwulsein in Köln ist an sich kein Problem, anders allerdings, wenn man aus einer Familie aus Montenegro kommt, wo Homosexualität immer noch ein Tabu und eine Schande ist. Und nun muss Sascha auch noch erfahren, dass sein Klavierlehrer aus Köln wegziehen will. Das bedeutet nicht nur Liebeskummer, sondern es wird höchste Zeit, eine Entscheidung zu treffen – eine Entscheidung, die das Leben von Sascha und seiner Familie ins Schleudern geraten lässt.

Eine Emanzipationsgeschichte im Clash of Cultures, ein Coming-out im Prüfungsstress, Stoff genug für eine Tragikomödie, denn nur mit Humor und Ironie lassen sich Saschas Situation, aber auch die vielfältigen Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen seiner Familie und seines Umfelds bündeln. Saschas Vater, der eine Kneipe in Köln betreibt, aber innerlich noch nicht angekommen ist, die Mutter, die all ihre Hoffnungen in den Sohn legt, der Klavierlehrer, der endlich seine eigene musikalische Karriere verfolgen will, ein ganzes Ensemble von Menschen am Scheideweg. Sascha steckt mittendrin und bringt, als er sich endlich zum Handeln durchringt, das Leben aller gehörig durcheinander, aber alle schließlich auch einen Schritt weiter in ihrer Selbstverwirklichung.

Man merkt, dass dem Regisseur das Milieu vertraut ist und dass er es trotz aller Kritik liebevoll betrachtet. Die Charaktere sind glaubhaft, detailgenau gezeichnet und gut getroffen. Geschickt changiert der Film zwischen Migrationsmilieu, Künstler- und Schwulenszene und schafft es, eine emotionale Geschichte über das Erwachsenwerden, schwules Melodram und multikulturellen Familiengeschichte miteinander zu verbinden. Die Verwendung der verschiedenen Sprachen und Musikstile trägt zum besonderen Reiz bei. Der Zusammenprall der unterschiedlichen Kulturen und die daraus entstehenden Dramen und Konflikte werden gut entwickelt und mit schönen Regieeinfällen zugespitzt und aufgelöst, ohne dass eine der handelnden Personen dabei denunziert wird oder ernsthaft Schaden nimmt. Hierin liegt auch eine große Leistung der Schauspieler. Selbst in der Tragik behält jeder seine Würde und die Härte der Konflikte wird durch Ironie und Situationskomik gebrochen. Auch die sommerliche Atmosphäre, die in schönen Bildern und eleganten Kamerafahrten gut eingefangen wird, trägt zur Leichtigkeit bei.

Insgesamt ist der Film konventionell erzählt. In einigen Passsagen wird die Handlung hauptsächlich von der Musik vorangetrieben. Doch einige spielerische Längen in der Darstellung (wie bei der Heimkehr aus dem Sommerurlaub in Montenegro zu Beginn des Films oder bei der endgültigen Konfliktlösung) können den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck nicht beeinträchtigen.