Sammy & Rosie tun es

Kinostart: 07.07.88
1987

Kurzbeschreibung

Ein gealterter Politiker aus der 3. Welt kommt nach London, um Erinnerungen aufzufrischen und wird mit chaotischen Zuständen konfrontiert.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Tragikomödie
Regie:Stephen Frears
Darsteller:Claire Bloom; Shashi Kapoor
Länge:101 Minuten
Kinostart:07.07.1988
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

London von seiner schlimmsten Seite. Ein Pandämonium des Grauens tut sich auf: Terror, Verbrechen, Alkoholismus, Obdachlosigkeit in den Slums - ein Milieu, dem vor allem die Minderheiten, die schwächsten der Gesellschaft, ausgeliefert sind. Die Welt der Schwarzen in Eastend enthüllt ihren Charakter; trotz der Schreckensbilder, die sie vermittelt, wirkt sie authentisch. Der Kamera liefert sie ebenso dramatische wie bedrückende Bilder.

In diesem schlimmen Milieu ist eine Story angesiedelt, deren Verworrenheit der Nicht-Engländer kaum zu durchschauen vermag, wenn ihm bestimmte historische und politische Informationen nicht zur Verfügung stehen. Das Einwanderungsproblem spielt dabei eine Rolle, wie auch das Generationsproblem, die moralische Komponente ist ebenso wenig zu übersehen wie die soziale. Ob Sammy und Rosie, die geheiratet haben, ohne von diesem Status Gebrauch zu machen und statt dessen allen erdenklichen Versuchungen erliegen, jemals wieder zusammenfinden werden, ist fraglich. Denn sie sind längst Opfer ihrer maroden Umwelt geworden, sie wurden "hereingelegt". (Der deutsche Titel ist irreführend, auch wird in der deutschen Fassung eine Übersetzung des informierenden englischen Vorworts vermisst, so dass dem Publikum einige wichtige Voraussetzungen für das Verständnis fehlen).

Die ausführliche Diskussion ergab im Bewertungsausschuss unterschiedliche Auffassungen. Präsentiert sich für die uneingeschränkt Befürwortenden dieser Film als eine zwar beängstigende, aber virtuos gestaltete, ungemein sinnliche Botschaft aus einem unbekannten Land, so empfanden die anderen Ausschussmitglieder das optische Pathos als opernhaft, die brillante musikalische Durchführung wie eine erotische Sinfonie, die den Zuschauer zeitweilig zum Missbrauch eines brisanten politischen Themas auf der Spur zu sein, das mit unzähligen Details vollgestopft wurde, um keine echte Anteilnahme aufkommen zu lassen, so erschien den anderen gerade die kaleidoskopartige Zustandsbeschreibung als das geeignete Mittel, die Vielschichtigkeit der Story in die richtige Relation zur politischen Situation von heute zu setzten. Auch über den Grad der Entwicklungen der Hauptfiguren gingen die Ansichten auseinander.

Angesichts dieser Diskrepanzen war für die Erteilung des höchsten Prädikats keine ausreichende Mehrheit zu erreichen.