Saft
FBW-Pressetext
Der Kreislauf des Lebens ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen – so auch im feucht-fleischigen Animationsfilm SAFT von Mona Keil. Hier leben organartige Wesen in einer Gemeinschaft, die auf einem grünen Schleimsaft basiert. Ohne den Schleim können die Wesen nicht überleben, doch woher der Glibber stammt, ist zunächst unklar. Wie die Wesen selbst erzeugen fließende Kamerabewegungen und handwerklich hervorragende Animationen atmender Körper ein durch und durch natürliches Bild, als würde es sich um natürliche Aufnahmen aus der Realität handeln. Doch dann kommen die Parasiten – kleine rote Krabbentierchen, die sich an die Fleischwesen heften. Hier leistet SAFT einen intelligenten Kommentar auf Abhängigkeiten, die sich so vielleicht auch andere Naturkreisläufe beziehen lassen. Denn statt parasitär sind die Krabbentiere Teil eines Symbionten, ohne den der Kern des Lebens nicht nutzbar wäre. Ein faszinierender Animationsfilm, der Spannung in einer sehr unerwarteten Weise zu erzeugen vermag.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Mona Keil |
Drehbuch: | Mona Keil; Lion Durst |
Kamera: | (Animation) Mona Keil; Arne Hain; Jan Fabi |
Schnitt: | Revan Sarikaya |
Musik: | Martin Recker |
Länge: | 4 Minuten |
Produktion: | Filmakademie Baden-Württemberg GmbH |
Förderer: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
Filmemacherin Mona Keil legt mit ihrem Kurzfilm eine experimentelle Animation vor, die wie in einer Laborsituation von oben auf gleich aussehende, birnenähnliche Objekte herabschaut und sie beim „Entsaften“ beobachtet. Andere sternenförmige kleinere Objekte kommen dazu. Sie dienen offenbar der Beschleunigung des wichtigen Prozesses, werden aber als unerwünschte Eindringlinge empfunden, verjagt oder zerstört. Ein Objekt kollaboriert und saftet dadurch besonders gut, während die anderen beginnen zu zerreißen, auszutrocknen. Wir schauen zu. Es gibt nur wenig Veränderungen auf der Bildebene. Studentische Arbeiten befassen sich zurzeit gehäuft über Animationstechniken, meist VFX, mit Körperlichkeit, die auch mit Abscheu und Ekel arbeitet, so die Erfahrung von Jurymitgliedern. Anleihen bei Cronenberg und Lynch werden deutlich. Weitere Motive für diese filmästhetische Herangehensweise bleiben hier verborgen.Die Jury versuchte in der anschließenden Diskussion einen Zugang, eine Erzählebene zu ermitteln. Es fehlt, so die Jurymitglieder, ein Element, das uns als Beobachtende mitnimmt, in die Pläne des Experiments „einweiht“. Es bleibt beim Schauen und so bleibt man auch irgendwie unbeteiligt, außen vor. Ähnlich wie in der ersten Jurysitzung gingen die Assoziationen auch hier in der Diskussion weit auseinander. Sehen wir hier Organe, die nach dem Lebenssaft ringen, der ihnen ihre Arbeit für den Organismus ermöglicht? Oder wird hier erzählt, dass die Prozesse des Lebens nicht immer nur ästhetisch schöne Abfolgen sind? Sind wir doch nur Zeugen von Zustandsänderungen ohne Zweck? Der Kontext bleibt unklar. Das erschwert bedauerlicherweise den Zugang zu diesem Experiment. Dass Koexistenz grundsätzlich überlebensnotwendig ist, kann definitiv Erkenntnis bringend mitgenommen werden. Die Jury lobte dazu die offene Form des Films und die sehr gut gelungene Animation. In Abwägung aller Argumente schließt sich die Jury des Hauptausschusses dem Erstgutachten an und bestätigt gerne die Auszeichnung mit dem Prädikat WERTVOLL.