Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
RUMOURS spielt in einer Menschenwelt, die von den Menschen verlassen wird. Von ihnen sieht man höchstens noch verschwindende Schatten, und zurück lassen sie leere Straßen, Zimmereinrichtungen, Essensreste auf einem Teller. Diese scheinbar dem Untergang geweihte Welt hat Nicole Aebersold in Stop-Motion-Technik animiert – doch dieses Wort scheint kaum zu passen, so unbelebt sind diese Bilder. Am meisten Dynamik hat da noch der Regen auf einer nächtlichen Straße. Bewegung, Entwicklung, das Erobern von Räumen ist im Film den Pflanzen vorbehalten. Diese sind real und ihr unaufhaltsames Wachstum wird in Zeitrafferaufnahmen dokumentiert. Die Mischung von verschiedenen Trickfilmtechniken macht die Originalität und den Reiz des Films aus. Dass die sich immer mehr verbreitenden und vernetzenden Pflanzen auch als eine Metapher für das Ausbreiten von Gerüchten gesehen werden können, macht der Titel klar. Aber diese Lesart überzeugt die Jury nicht vollständig. Ihr entspricht zwar das bei den Bildern der Pflanzen auf der Tonspur untergemischte (und dann doch wieder irgendwie menschliche) Geraune, doch wirklich schlüssig ist diese Ebene nicht gestaltet. Als eine Erinnerung daran, dass der Mensch zwar versucht, die Natur zu beherrschen, er deren Kräften gegenüber aber letztlich machtlos ist, hat RUMOURS dagegen eine große poetische Kraft.