Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
In den Nachrichten hört man von diesen schrecklichen Fällen: von überforderten Eltern in desolaten Patchwork-Familien, die völlig aus der Naht gegangen sind, und deren Kinder in vermüllten Hochhauswohnungen verwahrlosen und schließlich sterben. Dieser Film zeigt, wie es zu solch einer Katastrophe kommen kann, aber er vermeidet dabei jeden reißerisch, Sensations heischenden Unterton. Dies gelingt den Filmemachern dadurch, dass sie mit dem achtjährigen Robin einen Protagonisten haben, der aus dem Heim wieder in die Familie zurück kommt, und der deshalb mit einem frischen, neuen Blick auf die Verhältnisse in der Familie blickt. Die Außenwelt sieht er nur durch sein Fernglas, aber umso genauer nimmt er alles im klaustrophobisch engen Mikrokosmos seiner Familie wahr. Dabei gelingt es ihm immerhin, für kurze Momente eine Vertrautheit mit der Mutter zu entwickeln. Aber der Stiefvater ist aus seiner Perspektive nur ein brutaler Störfaktor, der letztlich unreifer ist als er selber. So muss Robin in der extremen Krise schließlich selber die Verantwortung übernehmen und handeln, und dabei führt seine Ausweglosigkeit zu tragischen Konsequenzen, die der Film aber klugerweise in Tonspur und Kamerabewegung nur andeutet. Durch die Ausstattung, Darstellung und Kameraführung wirkt diese ruinöse Familie und ihre Verhältnisse, in denen sie immer mehr versinkt, in jedem Detail glaubwürdig. Das ist alles wie aus einem Guss, und so ist der Film dann auch konsequent unbequem.