Filmplakat: Revolykus

FBW-Pressetext

Das Zuhause ist sein Refugium. Hier ist er sicher vor dem, was da draußen ist. Doch nach und nach verfällt das, was er als so sicher glaubte. Zeit für eine Renovierung. Doch die Löcher und Risse in den Wänden fressen sich als Ängste in sein Bewusstsein, so wie die Schreckensmeldungen, die von außen an sein Ohr dringen. Der Filmemacher und Künstler Victor Orozco Ramirez, der diesen Film in Personalunion kreativ und konzeptionell erdacht und umgesetzt hat, nimmt seine eigenen Erlebnisse während der Renovierung seines Hauses, um eine atmosphärisch dichte Geschichte zu erzählen, die weit über die eigenen vier Wände hinausgeht. Dabei wird die Tonebene, die mit Nachrichten, Flugschreiberprotokollen vom 11. September und den ganz persönlichen Reflektionen Orozcos einen emotionalen Bogen schlägt, mit der Bildebene, in der Animationen und Realaufnahmen einander ergänzen, auf kongeniale Weise vermischt, sodass bei den Betrachtenden alle Sinne angesprochen werden. REVOLYKUS ist ein kluger, reflexiver Film über die Befindlichkeiten unserer Gesellschaft. Über unsere Ängste, die von außen zu uns vordringen. Und über unsere Sehnsucht, uns in einer trügerischen Sicherheit des heimischen Kokons einzuigeln. Ein immens starkes und bildgewaltiges Kurzfilmessay voller Kraft und Poesie.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Victor Orozco Ramirez
Drehbuch:Victor Orozco Ramirez
Kamera:Victor Orozco Ramirez
Schnitt:Victor Orozco Ramirez; Pablo Narezo
Länge:12 Minuten
Produktion: Victor Orozco Ramirez
FSK:6
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Hauptausschuss-Jury hat dem Film einstimmig das höchste Prädikat verliehen.
Victor Orozco Ramirez war bei seinem Film REVOLYKUS für Drehbuch, Kamera, Schnitt und Regie verantwortlich. In Mexico geboren, beschreibt er am Anfang des Films seine eigene Vita so: „Vor einigen Jahren bin ich nach Deutschland ausgewandert. Hier wohne ich in einem kleinen alten Haus, das dringend modernisiert werden muss, und das mich theoretisch vor Wind, Regen und Kälte schützt.“ Wir erleben dann, wie Ramirez sich an die Renovierung des Hauses macht: Ziegel, Bretter, Tapeten, Mauern, Bodenbeläge fallen. Zwei Erzählebenen gibt es zu den Bildern dieses Anima-Doc- Films, wie es der Regisseur selbst benennt. Zum ersten werden die Bilder mit animierten Zeichnungen im wahrsten Sinne des Wortes bereichert. Dazu gehören auch die Einfügung kleiner Horror- Elemente wie Kakerlaken oder Horrorzeichnungen beim Herunterreißen unter den Tapeten. Das Haus ist voller Abbruchmaterial. Dann wiederum auch die teilweise Rückgängigmachung der Maßnahmen. Die zweite Erzählebene bekommen wir durch die Tonspur: Sie beginnt mit den Aufzeichnungen aus dem entführten Flugzeug mit Ziel World-Trade-Center 9-11. Und weiter durchgehende Erklärungen über die Situation auf dem Globus, über Terror und Krieg, Machtspiele in Politik und Wirtschaft. Die Menschen und ihr Leben in allen Facetten. Und es offenbaren sich bald die Parallelen zwischen den Tonaufzeichnungen und den ganz persönlichen Gedanken von Ramirez, den Bezügen zu seinem Lebensweg. So ist der Film ein bild-und sprachgewaltiges Essay voller Symbolhaftigkeit. Der Rhythmus von Bild und Ton wird durch eine gelungene Montage perfekt.