Filmplakat: Polar

FBW-Pressetext

Zu Besuch bei seinem Vater in den Schweizer Bergen findet Luis eine spannungsgeladene Situation vor: In der langen Zeit ohne Kontakt hat sich sein Vater mit neuer Frau und Kleinkind ein neues Leben aufgebaut. Geschickt werden in diesem realistisch-kühlen Kurzdrama die beiden Pole von Vater und Sohn positioniert, zwischen denen sich die Spannung bewegt, bis es zum unvermeidlichen Zusammenprall kommt. Die angestauten Konflikte wie auch die Sprach- und Hilflosigkeit der beiden männlichen Protagonisten werden durch die herausragenden schauspielerischen Leistungen von André Hennicke und Maximilian Brauer unmittelbal spürbar und gleichsam durch die zerklüftete Eislandschaft gespiegelt und verstärkt. Dramaturgisch geschickt gebaut, mit stärkerer Aussage und mehr Intensität als so mancher Langfilm.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Michael Koch
Darsteller:Andre Hennicke; Maximilian Brauer; Maria Kwiatkowsky
Drehbuch:Michael Koch; Juliane Großheim
Kamera:Bernhard Keller
Schnitt:Stefan Stabenow
Musik:Knut Jensen
Webseite:polar-film.com;
Länge:30 Minuten
Verleih:KFA Hamburg
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln, Kinomaton München; Dschoint Ventschr Zürich; Schweizer Fernsehen;
FSK:6
Förderer:BKM; Filmstiftung NRW; Kunsthochschule für Medien Köln; Filmstiftung Zürich

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit dem Hintergrund, Geld für sein Studium zu bekommen, besucht der 18jährige Luis nach vielen Jahren erstmals wieder seinen Vater, der zurückgezogen in einem entlegenen Haus in den Schweizer Bergen wohnt. Zu seiner Überraschung trifft er dort auf eine neue Frau und ein neugeborenes Kind des Vaters. Und so wird die angestrebte Annäherung zwischen Sohn und Vater zur emotionalen Gratwanderung.

POLAR ist Ausdruck für Kälte und Isolation in der einsamen Bergwelt und gleichzeitig auch Parabel für die Unfähigkeit des Vaters, sich dem Sohn zu öffnen. Dessen Versuche der Annäherung prallen an ihm ab wie an einem Eisblock. Mit atmosphärischer Dichte und gutem Rhythmus baut sich folgerichtig ein Spannungsbogen auf, der über Provokationen fast zwangsläufig zum Konflikt führt. Die vom Vater nicht akzeptierte Musikleidenschaft des Sohnes und der fingierte Unfall mit dem Kinderwagen sind geschickt eingebaute Beispiele dafür.

Über die Vergangenheit der Beiden erfährt man nur ansatzweise ein paar Details, vor allem wird nie ganz klar, warum der Vater den Sohn verlassen hat. So konzentriert sich der Film mit dem klassischen dramaturgischen Mittel der Einheit von Zeit und Ort ganz auf die Geschehnisse in und um die Berghütte.

Der für eine Abschlussarbeit erstaunlich sicher inszenierte Film besticht auch durch eine gute Kamera, eine präzise Montage und die guten darstellerischen Leistungen von Max Brauer als Luis, André Hennicke als Vater und Maria Kwiatkowsky als Sophie.