Pipermint - das Leben möglicherweise
Filminfos
Gattung: | Drama |
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Regie: | Nicole-Nadine Deppé |
Darsteller: | Luisa-Soi Kaiser; Marek Harloff; David Zohlen |
Drehbuch: | Nicole-Nadine Deppé |
Länge: | 96 Minuten |
Kinostart: | 22.07.2004 |
Verleih: | Basis Filmverleih |
Produktion: | Saxonia Media Filmproduktions GmbH |
Jury-Begründung
Ein junges Mädchen bricht inmitten seiner pubertären Verstörung aus dem Alltag aus und reist mit dem großen Bruder und einem Nachbarsjungen kurzerhand nach Kroatien. Hier schlüpfen sie bei einem verschrobenen Franzosen unter, in dessen Leben sie nach und nach eindringen. Oder ist dieser ganze Sommer nur die verklärte Erinnerung eines alternden Man-nes an etwas nie Gewesenes?Pipermint kommt offensichtlich mit sich und ihrer Umwelt nicht zurecht. Die Mutter verweigert ihr die Vorbildfunktion und möchte lieber als Schwester denn als Leitfigur angesehen werden. Der große Bruder, das andere Vorbild, ist mit den eigenen Problemen beschäftigt und hat weder Zeit noch die Kraft, sich auch um die Probleme der kleinen Schwester zu kümmern. Trotzdem überredet sie ihn, mit ihr kurz entschlossen nach Kroatien zu fahren. Obendrein nimmt sie auch noch den kleinen Nachbarsjungen mit, damit der nicht erfährt, daß ihre Mutter ein Verhältnis mit seinem Vater hat.
Diese Vielfalt der ungelösten Konflikte wird auf einer abgeschiedenen kroatischen Insel ausgelebt, immer wieder schwankt der Zuschauer zwischen der Sicht des Mädchens auf sich und ihre Situation, und der Wahrnehmung der seltsamen Sommergäste durch den verschrobenen Franzosen, der seiner Meinung nach Schriftsteller und Katzendompteur ist. Gekonnt läßt das Voice Over des „Inspektors“ den Betrachter schwanken, wessen Perspektive möglicherweise zutreffend ist. Nach und nach brechen die seelischen und zwischenmenschlichen Konflikte von Pipermint und ihrem Bruder heraus, immer wieder prallen die verschiedenen kindlichen und pubertären Sehnsüchte der beiden aufeinander.
Der Film tastet sich sensibel an das seelische Ungleichgewicht der Darsteller heran, findet immer wieder eine Bildsprache, die den Betrachter an der emotionalen Unausgeglichenheit der Figuren teilhaben läßt. Das zum Teil bewußt oberflächliche, dann wieder sehr eindringliche Spiel der Darsteller findet seine Entsprechung in der musikalischen Untermalung, die leider in Teilen trotzdem etwas folkloristisch wirkte.
Kamera und Schnitt sind geschickt eingesetzt, jedoch wirkte der Film durch die Vielzahl der seelischen Konflikte – fehlender Rückhalt durch die Mutter, die Liebe zum eigenen Bruder, die Sehnsucht nach der Kindheit und suizidale Rituale – zum Teil überfrachtet. Einzelne oberflächliche Metaphern bzw. Visionen, wie der Sprung des Mädchens von der Klippe zur Befreiung aus den pubertären Ängsten und Nöten, schwächen den ansonsten positiven Eindruck des Films leider ab.