Paris Recyclers

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Straßen in Paris sind die Orte, welche die Objekt- und Videokünstlerin Nikki Schuster nach Müll absucht. Kleine Wegwerfstücke, die achtlos fallen gelassen werden, ohne dass man sich darüber Gedanken macht. Aus ihnen formt sie eine neue Welt absonderlich bewegter, lebendig werdender Figuren. Kurz werden die ausgesuchten Straßen vorgestellt, Bild für Bild mit rasanten Schwenks zusammenmontiert und dann auf ein Detail einer Wand oder Ausbuchtung hineingezoomt. Dort beginnt Leben, wächst etwas heran, verformt sich und gibt Töne von sich. Vom Kronkorken, Bonbons, Verpackungen, Metallstückchen und Pflanzenteile bis zum Tape einer Tonkassette - scheinbar jeder Abfall wird nützlich, der sich in dieser Straße, an diesem Ort befindet. In computeranimierten Einzelbildern bewegen die sich entwickelnden Gebilde und erzeugen mit jeder Bewegung ein spezifisches Geräusch, so dass eine rhythmische Toncollage entsteht. Dazu kommen Straßengeräusche vor Ort. Ein Hörbild einer Stadt, einer spezifischen Straße. Fantastisches Getier, humanoide Rätsel, unbekannte neue Spezies, die ihr eigenwilliges Ballett aufführen. Der Fantasie scheinen kaum Grenzen gesetzt.

So kleinteilig rhythmisiert wie Figuren und Toncollage sind die einzelnen Straßen und Elemente in ihrer Abfolge. Ist eine dieser Mini-Skulpturen erwachsen, beginnt das Spiel in der nächsten Straße. Das Ende scheint willkürlich.

Nach 5 Minuten ist Schluss. Es macht einfach Spaß zuzusehen. Den philosophischen Überbau mag sich jeder selbst dazu denken, denn die Stichworte wie Ökologie, Urbanität oder eben Recycling sind uns ja allen geläufig.