Paläste der Sehnsucht

Filmplakat: Paläste der Sehnsucht

Kurzbeschreibung

Im Club legen die Besucher ihre Masken ab - Vom Bänker bis zum Punker. Darunter erscheint der Mensch. Losgelöst von den Zwängen des Alltags, seine Rolle abstreifend. Besitzer, Mitarbeiter, DJs und Gäste stürzen sich ins nächtliche Getümmel und bilden eine Gemeinschaft auf Zeit; manchmal aber auch Beziehungen fürs Leben. Doch auch hier schlägt das Coronavirus eine Wunde in das Beisammensein und nimmt den Raum für große Gefühle, das gemeinschaftliche Lieben, den kollektiven Exzess. Was zurückbleibt sind leere Hülsen, die im neongrünen Putzlicht von vergangenen Erlebnissen erzählen. In Paläste der Sehnsucht hallen die Stimmen der Protagonisten in menschenleeren Räumen wider und erzählen ihre Geschichten. Die vertrauten Orte werden aus einem bisher unentdeckten Blickwinkel betrachtet und man lauscht den Nacht-Geschichten von harten Bässen, langen Exzessen, tiefen Freundschaften und der Liebe.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Denis Pavlovic
Drehbuch:Denis Pavlovic
Kamera:Michael Throne
Schnitt:Julia Meyer-Pavlovic
Musik:Victoria Hillestadt
Länge:6 Minuten
Produktion: Denis Pavlovic

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Das Corona-Virus hat viele Branchen hart getroffen. Denis Pavlovic zeigt mit seinem Kurzfilm PALÄSTE DER SEHNSUCHT, wie sich die Maßnahmen gegen das Virus auf die Disco- und Barszene ausgewirkt haben.

Ein wenig stutzig hat schon gemacht, dass die Sätze des Intro im Präteritum geschrieben worden sind. Rot auf Schwarz unterstützt von den melancholisch-apokalyptischen Klängen erzählen sie von einer kleinen Apokalypse, vom Erliegen des Nachtlebens und den Folgen des Social Distancing. Dann die Frage einer Off-Stimme: „Warum gehen sie in einen Club?“ - Die Antworten sind nicht unerwartet. Der Club ist ein Lebensgefühl und dieses Lebensgefühl ist, zumindest jetzt, verschwunden.

Die Jury erkennt in PALÄSTE DER SEHNSUCHT das Zeitdokument eines Status Quo. Der Film will Momentaufnahmen eines verständlichen Erschreckens bieten. Bedauerlicherweise, so die Jury, versteht Pavlovic es nicht immer vollständig, das positive Lebensgefühl innerhalb der Clubs komplett konsequent zu vermitteln. Die Erklärungen der Club-Fans erscheinen absolut nachvollziehbar. Der untergelegte Score wirkt jedoch gegen die Bilder menschenleerer Clubräume nicht immer atmosphärisch stimmig genug. Gerade da, wo eine Off-Stimme erzählt „Wenn Du die Musik hörst und der Bass dich berührt… das Gefühl von Freiheit und Hingabe“, spürt die Jury zu wenig von diesem Bass und eben jener Hingabe. PALÄSTE DER SEHNSUCHT aber fällt eine andere Entscheidung und zeigt Rundgänge durch genauso beleuchtete wie leere Tanzräume. Und natürlich ist gerade bei leeren Räumen die Atmosphäre eher schwierig herzustellen.

Konsequent verzichtet der Film darauf, in seinem Film tanzende Menschen zu inszenieren. Als Erinnerung an die „besseren Zeiten“ nutzt der Regisseur dafür aber Handy-Aufnahmen aus Vor-Corona-Zeiten, die offenbar in den Räumlichkeiten gemacht wurden, die zuvor für den beschriebenen Rundgang genutzt wurden. Was dem Film dabei gelingt, ist eine filmische Rückführung in den Sehnsuchtsort, der nun nur noch Kulisse ist und so nicht wirklich existieren kann. Denn er wird erst zu einem „Palast“, wenn das Leben ihn füllen kann.

Für die Jury ist Denis Pavlovics Kurzfilm von eindeutiger gesellschaftlicher und zeitkritischer Relevanz. Denn dass sowohl Clubgänger als auch die Clubs selbst unter den Corona-Maßnahmen leiden, ist unbestritten. Und so zeichnet die Jury, nach Abwägung aller Argumente und aufgrund der dargelegten Stärken und Qualitäten, den Film gerne mit dem Prädikat „wertvoll“ aus.