[Out of Fra]me

Filmplakat: [Out of Fra]me

FBW-Pressetext

Paul kann sich kaum noch an die Zeit erinnern, als er auch mal mit im Bild war. Das muss in seiner frühen Kindheit gewesen sein. Doch seitdem ist er nie mehr richtig zu sehen gewesen. Eigentlich hat er sich damit auch abgefunden. Bis eines Tages ein Mann vor ihm steht, der absolut nicht synchron ist und Paul überredet, ihn zur Selbsthilfegruppe „Die Outtakes“ zu begleiten. Und da sind sie dann alle: Die Fehlbesetzte, der elliptisch Erzählte – und die Frau, die immer im Bild ist. Ihr Name ist Hanna und Paul verliebt sich sofort in sie. Von diesem Tag an nimmt Paul Hanna überall hin mit – und er ist froh, ihr seine Bilder zu überlassen. Denn wenn er sie so glücklich darin sieht, dann fühlt er sich, als ob er fast ein Teil davon ist. Doch eines Tages muss er sich die Frage stellen, ob Hanna vielleicht auch andere Bilder benutzt. Und ob es überhaupt möglich ist, jemals mit ihr gemeinsam im Bild zu sein. Sophie Linnenbaums Kurzspielfilm [OUT OF FRA]ME spielt auf originelle und kreative Weise mit Begriffen aus der Filmsprache und verbindet sie mit menschlichen Neurosen und Befindlichkeiten. Das geschieht ganz spielerisch und wirkt, trotz der teilweise skurrilen Situationen, stets menschlich und berührend. Sämtliche Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und haben ihre jeweiligen kleinen und großen Momente, wobei das Herz der Geschichte bei Hanna und Paul liegt. Und obwohl man Paul kaum sieht, begleitet man ihn gerne bei seinem langen Weg zurück ins Bild. Ein herrlich doppelbödiger und sehr unterhaltsamer Film über filmische Befindlichkeiten.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Sogar der Titel und dessen typographische Gestaltung bringt hier auf den Punkt, um was bzw. um wen es geht. Denn die Hauptfigur Paul ist jemand, der ganz wortwörtlich immer aus dem Rahmen fällt. Jemand, der ständig außerhalb des Bildes steht, ein Unsichtbarer, der selbst auf den Bildern aus seiner Kindheit allenfalls teilweise mit in der Bildeinstellung zu sehen ist. Filmisch gesprochen ist er „out of frame“ und damit ein Filmfehler, doch für ihn selbst ist dieses permanente Nicht-wahrgenommen-werden, die Missachtung und sein dadurch bedingtes Außenseiterdasein natürlich eine echte Katastrophe. Bis er an eine Selbsthilfegruppe gerät, die „Outtakes“, denen es auf unterschiedliche Weise genauso geht wie ihm. Da gibt es beispielsweise jemanden, der ständig geschnitten wird oder einen anderen, der immer untertitelt wird. Und dann ist da noch diese junge Frau, in die sich Paul verliebt - doch wie soll man jemanden küssen, wenn man doch selbst nie im Bilde ist?

Die Jury des FBW hatte großes Vergnügen an dem Film und der zugrundeliegenden Idee, die Filmtechnik und die reale Welt miteinander in Korrespondenz zu bringen. Überaus charmant und mit großer Lust am spielerisch formalen wie inhaltlich-erzählerischen Experiment erzeugt die Regisseurin einen vergnüglichen, unterhaltsamen und zugleich anspielungsreichen Resonanzraum, der förmlich dazu einlädt, die tiefsinnige, aber federleicht präsentierte Botschaft des Films in andere, außerfilmische und zwischenmenschliche Felder zu übertragen. Begleitet wird dieser bunte Reigen von herrlichen Einfällen, einer sehr gut eingesetzten Sprecherstimme und anderen Überraschungen, die aus dem Film ein großes Vergnügen machen - und zugleich ein Versprechen für die Zukunft der noch jungen Regisseurin geben.