Otzenrather Sprung
Kurzbeschreibung
Begleitung und Befragung von Dorfbewohnern im Rheinischen Braunkohlerevier im letzten Jahr vor ihrer zwangsweisen Umsiedlung.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Jens Schanze |
Drehbuch: | Jens Schanze |
Länge: | 64 Minuten |
Verleih: | HFF München |
Produktion: | Hochschule für Fernsehen und Film München, Abt. IV, ZDF-3sat; |
Jury-Begründung
„Das Dorf weint nicht nach außen, das Dorf weint nach innen.“ Mit den Worten des Dorfpfarrers wird die Grundstimmung dieses Dokumentarfilms auf den Punkt gebracht. Langsam rücken die riesigen Schaufelradbagger des Braunkohletagebaus den noch bewohnten Siedlungen näher. Und mit ihnen naht zugleich das Ende dieser jahrhundertalten Dörfer. Der Film beobachtet Menschen in jenen Momenten des Übergangs und damit der Unsicherheit, in denen sie noch in ihren alten Häusern und sozialen Strukturen leben, der Umzug in die neuen Siedlungen jedoch schon absehbar ist.Ohne für eine Seite Partei zu ergreifen, kommen auf unterschiedliche Weise vom Braunkohletagebau Betroffene zu Wort oder werden in ihrer zum Teil sprachlosen Ohnmacht gegenüber der Zukunft gezeigt. Hier trifft der Gigantismus des Tagebaus mit seinen unvorstellbaren materiellen und finanziellen Volumen auf Einzelschicksale, die es an die Bedürfnisse der Industriegesellschaft anzupassen gilt.
Bild und Ton werden immer wieder aus dem Zusammenhang genommen und neu gegenübergestellt, wodurch die Phrasenhaftigkeit der Reden der Manager und Politiker ebenso wie die Hilflosigkeit der Betroffenen offenbart werden. Wohltuend dabei auch der komplette Verzicht auf Kommentar und musikalische Untermalung und das Vertrauen in die Kraft der Bilder.
Die Konzentration auf diesen Moment des Übergangs macht ein Einordnen der Situation in größere Zusammenhänge zum Teil schwierig, weckt in Teilen des Ausschusses den Wunsch nach mehr grundlegenden Informationen zum Thema, was letztlich dazu führte, daß kein höheres Prädikat vergeben wurde.