Otello

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In der filmischen Umsetzung dieser Verdi-Oper tritt die Eifersuchts-Tragödie stärker in den Vordergrund als auf der Bühne. Das ist vor allem der Verdienst der sensiblen, Licht und Schatten virtuos handhabenden Kamera, die die Hauptfiguren fast kammerspielartig dem Halbdunkel des Schauplatzes entreißt, oft nur in umrissen, in flüchtigen Großaufnahmen oder mit spähenden Blicken sie zeigend . Zeffirelli ist ein Meister der Milieuschilderung und des szenischen und räumlichen Arrangements. Streng eingebunden in den von der Partitur gesetzten Rahmen entwickelt er mit südländischem Pathos und theatralischem Gespür die Handlung vom aufregend bewegten Hafenbild über das gesellschaftliche Zeremoniell bis zur Intimität der Liebesgeschichte, die, durch das Intrigenspiel jäh gestört, den dramatischen Höhepunkt zustrebt. Vorzüglich gelungen ist die Verschmelzung der realen mit den Atelier –Schauplätzen.

Diese Verschmelzung lässt im musikalischen Bereich zu wünschen übrig. In den naturalistischen Szenen des Anfangs und in einigen Alltagsschilderungen degradieren Originalgeräusche die Orchesterleistung zeitweilig zur akustischen Kulisse, ein Effekt, der allein unter dem Gesichtspunkt der Verfilmung gerechtfertigt ist, bei der eine Verflachung des musikalischen Originals nicht ausbleiben kann.

Den Ausschlag bei der Gewährung des höchsten Prädikats gab letztlich die kaum zu überbietende Besetzung der Hauptrollen mit Placido Domingo, Katia Ricciarelli und Justino Diaz., die sich auch schauspielerisch als Glücksfall in dieser opulenten Inszenierung erweisen.