Once Were Warriors
Filminfos
Kategorie: | Spielfilm |
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Gattung: | Drama |
Regie: | Lee Tamahori |
Darsteller: | Julian Arahanga; Cliff Curtis; Mamaengaroa Kerr-Bell; Temuera Morrison; Rena Owen |
Drehbuch: | Riwia Brown |
Buchvorlage: | Alan Duff |
Kamera: | Stuart Dryburgh |
Schnitt: | Michael Horton |
Musik: | Murray Grindlay; Murray McNabb |
Länge: | 102 Minuten |
Kinostart: | 14.09.1995 |
Verleih: | Senator |
Produktion: | Communicado Films, Communicado Films New Zealand Film Commission/Avalon Studios/New Zealand On Air, Wellington |
FSK: | 16 |
Jury-Begründung
Bereits die Eröffnungsszene zerstört alle Illusion: Die großartige neuseeländische Lanschaft mit friedlichen stillen Seen entlavt ein Kameraschwenk als bloßes Tourismusplakat an einer lärmenden Autoabahn, die in einen heruntergekommenen Vorstadt-Slum führt. So zerreissen schon die ersten Bilder des Films den schönen Schein und lenken den Blick schonungslos auf eine erschreckende Wirklichkeit. Sex, Gewalt und Alkohol beherrschen das Leben im Maori-Ghetto, in dem neuseeländische Ureinwohner für ihren Unterhalt zumeist nur die Wahl zwischen Sozialhilfe und Kleinkriminalität haben, Männer in Pubs und Jugendlich in Straßen-Gangs ihr "Zuhause" finden, während die Frauen in ihrem Kampf um eben ein solches Zuhause durch gewaltbeherrschte Sexualität zerrieben oder gar zerstört werden.Den vergeblichen Kampf von Beth (Rena Owen) und Jake (Temuerra Morrison) gegen Armut und Gewalt, gestaltet Maori-Regisseur Lee Tamahori in seinem Erstlingsfilm als ein Ehe- und Familiendrama, in dem sich das Geschehene mit der gnadenlosen Folgerichtigkeit einer antiken Tragödie entwickelt. Immer wieder entlädt sich Gewalt in Exzessen die erschrecken, jedoch aus der Situation der Unterdrückung erklärt sind, und die bloß um ihrer selbst willen und gar gewaltverherrlichend dargestellt werden. Rena Owen zeigt eine Frau von sinnlicher Ausstrahlung und emotionaler Stärke, Temuera Morrison spielt ihren Mann mit unerhörter animalischer Vitalität. Europäische Zuschauer fesselt zudem das exotische Maori-Ambiente, das einen Blick in eine unbekannte Welt eröffnet, frei von touristischen Klischees, aber auch ohne Maori-Traditionen mit einem falschen Heile-Welt-Schein zu glorifizieren. Geschickt verbindet die Dramaturgie zwei Elemente: die Unterdrückung der Ureinwohner und die Unterdrückung der Frauen.
Bei aller schonungslosen Radikalität belässt es der Film nicht bei der bloßen Schilderung oder Analyse der trostlosen Verhältnisse, sondern er zeigt auch Wege auf, die ihn mit einem Fünkchen Hoffnung enden lassen. Für beide unterdrückte Minderheiten liegt die Zukunft in der Emanzipation, bei den Frauen in der Besinnung auf die eigene Kraft und Stärke, bei den jungen Männern in der Rückbesinnung auf die mythischen Kräfte der Maori-Tradition.
Ein ungewöhnlicher, packender und überzeugender Film, der das höchste Prädikat verdient.