Nur fliegen ist schwerer
1985
Kurzbeschreibung
Wegen einer Testamentsklausel ist ein abgemusterter Matrose gezwungen, in einer seltsam skurrilen Tanz- Benimmschule einen Kurs zu belegen und erfolgreich zu „überstehen“.Filminfos
Kategorie: | Spielfilm |
---|---|
Gattung: | Experimentalfilm |
Regie: | Reinhard Kahn |
Drehbuch: | Reinhard Kahn |
Länge: | 100 Minuten |
Produktion: |
Jury-Begründung
Aus einer literarischen Anregung Robert Walsers („Jakob von Gunten“) entwickelt Reinhard Kahn eine filmische Ebene, die angemessen zu würdigen vermutlich wenigen Kinobesuchern vorbehalten bleiben dürfte. Die erzählte „Geschichte als solche“ ist einfach: Der Leichtmatrose Richard Säum, gehbehindert, sieht sich durch eine Bestimmung im Testament seines Vaters dazu gezwungen, ein Institut für Tanz- und Benimm-Ausbildung mit Erfolg zu absolvieren. Gelingt ihm dies, soll ihm das elterliche Vermögen zufallen. Er unterwirft sich dieser Klausel und erlebt drei intensive Tage und Nächte in diesem Institut.Diese Erzählvorlage tritt aber von Einstellung zu Einstellung in den Hintergrund und macht einer weitgefächerten Palette choreographisch gut inszenierter Einstellungen Platz, deren Sinn sofort nachzuvollziehen dem Zuschauer nicht leicht gemacht wird. Von differenzierter Gestik und Mimik, von vielfältiger Körpersprache gekennzeichnet, bewegen sich die Einstellungen im Rahmen einer „Disziplin“, in der ungewohnte Lern-Schritte absolviert werden müssen; diese nachzuvollziehen, fällt schon deswegen schwer, weil sie sich häufig genug am Rande des sogenannten Skurrilen bewegen, auch des Absurden – und von dort her die Vision des „Curriculum“ anbieten, das gewissermaßen „ästhetisch exterritorial“ ist.
Die Ausstattung ist in hohem Maße situationsgerecht und erleichtert die Konzentration, die erforderlich ist, um von Erzähl- und Sehgewohnheiten herkömmlicher Kinofilme Abstand zu gewinnen. Der begleitende Sprecher stellt sinnvoll die Erzählverbindungen zum literarischen Ausgang wieder her. Der Schnitt folgt einer Montagelinie, die den Wechsel zwischen dem überwiegend Nonverbalen und den kleinen Inseln des Ausgesprochenen sinnvoll möglich macht.
Im ganzen begründet sich das Prädikat vor allem durch die Absicht, auch im Kino derartig experimentell angelegten Filmen eine Chance vermittelt zu sehen.