Nuestra sombra
FBW-Pressetext
Im Nordosten Argentiniens bahnt sich eine totale Sonnenfinsternis den Weg und wird zum existenziellen Symbol für die selbst verursachte Auslöschung des Lebensraums. Es ist ein Teufelskreis. Menschen roden die Wälder, die ihre eigene Existenzgrundlage bilden. Sie leiden darunter, können doch nicht ausbrechen und zahlen schließlich den höchsten Preis, ohne vielleicht je davon zu erfahren. In der Spirale eines Grauens, das wie der Schatten der Sonnenfinsternis über die faszinierend fotografierten Bilder kriecht, bahnt sich das Gefühl von Verlust und Ohnmacht gegenüber den Umständen seinen Weg. Dabei schafft es die Regisseurin Agustina Sánchez Gavier durchgängig, in der lakonischen Grundstimmung des Films eine Spannung hochzuhalten, die sich in einem konstanten Unbehagen ausdrückt. NUESTRA SOMBRA ist ein hochdramatischer, schockierender Film und ein Sinnbild für eine Art von Zerstörung, die kein Zurück zulässt.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Agustina Sánchez Gavier |
Darsteller: | Liliana Ojeda; Marcia Majcher; León Kallsten; u.a. |
Drehbuch: | Agustina Sánchez Gavier |
Kamera: | Constanza Sandoval |
Schnitt: | Agustina Sánchez Gavier |
Musik: | Joel Jaffe |
Webseite: | khm.de; |
Länge: | 19 Minuten |
Verleih: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln, Augustina Sánchez Gavier; |
Förderer: | Kunsthochschule für Medien Köln; Film- und Medienstiftung NRW |
Jury-Begründung
NUESTRA SOMBRA entführt uns in die Provinz Misiones im Nordosten Argentiniens, wo die Menschen von Ausbeutung und der Zerstörung ihres Lebensraums bedroht sind. Vor dem Hintergrund einer Sonnenfinsternis entfaltet sich eine vielschichtige Erzählung über das Verschwinden – auf allen Ebenen: Menschen, Natur, Licht und Sicherheit.Die Hauptfigur Maria verkörpert die existenzielle Unsicherheit, die sich mit der einbrechenden Dunkelheit verbindet. Die episodische Struktur des Films, die sich an einigen Stellen klug überschneidet (etwa durch die Figur des LKW-Fahrers), erzeugt eine beklemmende Spannung und findet kluge filmische Lösungen für komplizierte Szenen (wie den Unfall). Diese Erzählweise wirkt nie gezwungen, sondern bleibt organisch und durchdacht.
Die Visualität des Films ist herausragend: Gedreht auf 16mm-Film, bestechen die Bilder durch eine dokumentarische Qualität und eine besondere Textur, die der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht. Das Spiel mit Schatten und Licht, insbesondere im Kontext der Sonnenfinsternis, unterstreicht die biblischen Anspielungen des Films und verleiht ihm eine fast mythische Dimension. Dabei formuliert NUESTRA SOMBRA einen klaren Vorwurf an unsere Lebenswelt: Die Menschen in der Urwald-Siedlung verdienen ihr Geld durch die Abholzung ihrer eigenen Lebensgrundlage, was die Ausweglosigkeit und den fatalen Kreislauf unserer modernen Gesellschaft eindrucksvoll verdeutlicht.
Trotz seiner großen Stärken bleibt der Film in einigen Facetten verschlüsselt. Die Distanz, die durch die episodische Struktur und die symbolische Bildsprache entsteht, erschwert stellenweise die emotionale Verbindung zum Geschehen. Dennoch gelingt es dem Film, lange nachzuwirken und das Publikum zum Nachdenken anzuregen. Seine Qualität als Festivalfilm und seine Fähigkeit, uns in eine andere Kultur eintauchen zu lassen, machen ihn zu einem besonders wertvollen Beitrag, der in einem Kurzfilmprogramm hervorragend eingebettet ist.