Notabene Mezzogiorno

Jurybegründung

Ein in jedem Teil und jeder Phase faszinierender Film, der zweifellos dem Dokumentarfilm neue Maßstäbe setzt. Die Intensität seiner Wirkung leitet sich zunächst schon einmal daher, dass die beiden Produzenten das Thema ihres Films ganz zu ihrer persönlichen Sache machten. Sie zeichnen in ihrem Mezzogiorno ein Stück Europa, in dem geradezu stavistische Zustände, Praktiken und Gefühle einer Welt von heute und morgen konfrontiert werden. Deren Probleme und Forderungen allen vor Augen stehen, aber erst halbwegs begriffen, und dort, wo sie begriffen sind, immer wieder aus den verschiedensten erklärlichen und unerklärlichen Weise gelungen, diese sehr vielen und unterschiedlichen Schichten zu durchdringen und in einer höchst durchdacht ausgewählten Fülle von Begegnungen mit Menschen, die mitten in diesem Problemen stehen, dem Fremden das unerklärlich Scheinende darzustellen. Der Aufbau ist nicht nur geschickt, sondern für sich schon eine filmschöpferische Leistung. In Vor- und Rückgriffen innerhalb der Gegenwart weniger Tage wird das komplexe Thema geordnet. Der Text, der für sich allein schon zu den besten Kommentaren gehört, die es über den Mezzogiorno gibt, ist andererseits so dicht mit den Bildern dieses Films verweben, dass Wort und Bilddokument eine überzeugende Einheit erreichen. Zu einer ebenso vollkommenen Einheit sind hier von der Kamera her realistisches Dokument und künstlerische Intensität verwoben. Die Menschen, ihre Gesichter, ihre Hände, Details ihrer Kleidung – kurz alles, was sichtbar gemacht wird, repräsentiert in einem höchsten Maße jeweils und in jeder Einzelheit das, was in diesem Film gesagt wird. Auf diese Weise, wesentlich unterstützt durch die einleitenden Kapitel und durch einen sehr harten Schnitt, werden auch die Bilder des Films zu unmittelbar ausgedrückten Gedanken gleich dem Wort. Obgleich das persönliche Engagement der Autoren aus jedem Wort und jedem Bild spricht, geht die soziale Analyse weit über eine bloße Anklage oder Polemik hinaus: Auch dort, wo sich Stellen bitterer Ironie finden, wird der sachliche Boden der von allen Seiten her informierten Argumentation nicht verlassen. Auch bei Hinweisen auf krasse Missstände wird nirgendwo einfach nur abgeurteilt, jeder Anflug von Zynismus ist vermieden: im Vordergrund steht die Bemühung, nicht nur zu beobachten und zu beurteilen, sondern zu verstehen. Ein Dokumentarfilm, dem sowohl als Stellungnahme zu einem Gegenwartsproblem wie auch als filmkünstlerische Leistung das höchste Prädikat gebührt.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein in jedem Teil und jeder Phase faszinierender Film, der zweifellos dem Dokumentarfilm neue Maßstäbe setzt. Die Intensität seiner Wirkung leitet sich zunächst schon einmal daher, dass die beiden Produzenten das Thema ihres Films ganz zu ihrer persönlichen Sache machten. Sie zeichnen in ihrem Mezzogiorno ein Stück Europa, in dem geradezu stavistische Zustände, Praktiken und Gefühle einer Welt von heute und morgen konfrontiert werden. Deren Probleme und Forderungen allen vor Augen stehen, aber erst halbwegs begriffen, und dort, wo sie begriffen sind, immer wieder aus den verschiedensten erklärlichen und unerklärlichen Weise gelungen, diese sehr vielen und unterschiedlichen Schichten zu durchdringen und in einer höchst durchdacht ausgewählten Fülle von Begegnungen mit Menschen, die mitten in diesem Problemen stehen, dem Fremden das unerklärlich Scheinende darzustellen. Der Aufbau ist nicht nur geschickt, sondern für sich schon eine filmschöpferische Leistung. In Vor- und Rückgriffen innerhalb der Gegenwart weniger Tage wird das komplexe Thema geordnet. Der Text, der für sich allein schon zu den besten Kommentaren gehört, die es über den Mezzogiorno gibt, ist andererseits so dicht mit den Bildern dieses Films verweben, dass Wort und Bilddokument eine überzeugende Einheit erreichen. Zu einer ebenso vollkommenen Einheit sind hier von der Kamera her realistisches Dokument und künstlerische Intensität verwoben. Die Menschen, ihre Gesichter, ihre Hände, Details ihrer Kleidung – kurz alles, was sichtbar gemacht wird, repräsentiert in einem höchsten Maße jeweils und in jeder Einzelheit das, was in diesem Film gesagt wird. Auf diese Weise, wesentlich unterstützt durch die einleitenden Kapitel und durch einen sehr harten Schnitt, werden auch die Bilder des Films zu unmittelbar ausgedrückten Gedanken gleich dem Wort. Obgleich das persönliche Engagement der Autoren aus jedem Wort und jedem Bild spricht, geht die soziale Analyse weit über eine bloße Anklage oder Polemik hinaus: Auch dort, wo sich Stellen bitterer Ironie finden, wird der sachliche Boden der von allen Seiten her informierten Argumentation nicht verlassen. Auch bei Hinweisen auf krasse Missstände wird nirgendwo einfach nur abgeurteilt, jeder Anflug von Zynismus ist vermieden: im Vordergrund steht die Bemühung, nicht nur zu beobachten und zu beurteilen, sondern zu verstehen. Ein Dokumentarfilm, dem sowohl als Stellungnahme zu einem Gegenwartsproblem wie auch als filmkünstlerische Leistung das höchste Prädikat gebührt.