Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Eine lange Nase ist für den jungen Mann im Film zuerst einmal eine Plage, doch als er mit ihr zufällig in eine Torte stürzt, merkt, er, dass er durch diesen Kontakt das Wesen der Dinge erkennen kann. Bald wird ihm bewusst, dass er so auch das Wissen von Tieren „abzapfen“ kann, und als Jäger lernt er die Gier kennen. Vor dem letzten Schritt, seine Nase auch in Menschen zu stecken, der auch eine moralische Entscheidung ist, schreckt er zurück. Danach verwandelt sich die Nase in ein rechteckiges, offensichtlich nicht mehr organisches Objekt, und als er dieses von seinem Körper abschneidet, erkennt er, wohin seine Verwandlung ihn führt. Die Figuren, Tiere und Objekte in NOSIS sind wie mit Bleistift in Schwarzweiß gezeichnet. Darüber hinaus arbeitet Vincenz Neuhaus mit einer auffälligen Farbdramaturgie: Blut oder das Objekt, in das die Nase sich schließlich verwandelt, leuchtet in Signalfarben. Wie ein Kontrapunkt zu der meist ruhelosen Animation wirkt die Tonspur mit einer Stimme, die in einem ruhigen, literarisch wirkenden Stil und in der Ichform die Geschichte erzählt. Neuhaus hat für seine absurde Geschichte einer Verwandlung die passenden filmischen Mittel gefunden. NOSIS ist eine origineller, einfallsreich gestalteter Abschlussfilm, der neugierig auf die nächsten Filme des Künstlers macht.