Nosferatu – Der Untote

Kinostart: 02.01.25
2024
Filmplakat: Nosferatu – Der Untote

FBW-Pressetext

Der neue Film des Ausnahmeregisseurs Robert Eggers erzählt auf faszinierende Art die Geschichte des vor über 100 Jahren erschienenen bahnbrechenden Stummfilms NOSFERATU – SINFONIE DES GRAUENS in der Regie von F.W. Murnau völlig neu. Eine eigenständige kunstvolle Vision eines legendären Stoffes und ein Meisterwerk des Horrorgenres.

Als der junge aufstrebende Makler Thomas Hutter von seinem Vorgesetzten in die Karpaten geschickt wird, um dort ein lukratives Immobiliengeschäft mit einem gewissen Graf Orlok abzuschließen, nimmt er den Auftrag entschlossen an. Doch seine frisch angetraute Frau Ellen will ihn am liebsten nicht gehen lassen. Zu groß sind ihre Ängste um Thomas, zu schwer belasten sie ihre Albträume, die von Tod und Verderben durchzogen sind. Thomas wischt Ellens Bedenken beiseite. Als er jedoch das Schloss des Grafen endlich erreicht und sich die Tore hinter ihm schließen, spürt er, dass Ellen vielleicht Recht hatte. Und dass der Graf nichts anderes in sich trägt als den Tod - und das Verderben.

Mit seiner Adaption des schon oft verfilmten Dracula-Stoffes geht Robert Eggers über eine Hommage an F.W. Murnaus Verfilmung aus dem Jahr 1922 hinaus, indem er den Figuren eine backstory und Komplexität verleiht, die die vorangegangen Interpretationen der weltberühmten Vorlage von Bram Stoker noch nicht hatten. So wird Ellen Hutter, überzeugend verkörpert von Lily-Rose Depp, zu einer jungen Frau, die nicht fremdbestimmt ein Schicksal erduldet, sondern die es mitgestaltet und – durch ihre Visionen, Albträume und verdrängten Sehnsüchte – viele Geschehnisse überhaupt erst auslöst. Und auch Thomas Hutter (Nicholas Hoult) wird zu einer aktiveren Figur im Fokus der Geschichte. Als wahrer „scene stealer“ fungiert einmal wieder der großartige Willem Dafoe als Professor Albin Eberhart Von Franz, der sich gegen den Fürsten der Dunkelheit stellt. Nosferatu selbst überragt in seinen Szenen alles und jeden, was an dem kongenialen Zusammenwirken aus Maske, Licht und dem grandiosen Spiel von Bill Skarsgård liegt. Zunächst nur als Schatten im Hintergrund erkennbar, erobert Skarsgård nach und nach die Leinwand und lässt seinen Grafen Orlok als angsteinflößende Figur ‚erstrahlen‘. Dass der Film in Farbe ist, weiß das Lichtkonzept lange gut zu verbergen, so brillant ist das kontrastierende Spiel mit dem Hellen, dem Düsteren, dem Unschuldigen und dem Verborgenen. Und auch das Soundkonzept tut sein Übriges, um die vielen Schauer- und Schreckmomente, die teilweise drastisch und blutig daherkommen, in einen dröhnend-treibenden Klangteppich einzuhüllen. Man spürt, dass Eggers die Vorbilder genau studiert hat, die Anleihen an ikonische Bilder, Einstellungen und Figuren sind klar erkennbar. Und doch ist NOSFERATU – DER UNTOTE eine eigene künstlerische Vision, ein Meisterwerk des Horrors, in dem sich die Atmosphäre eines permanenten Gruselschauers über alle Bilder legt und den klaren Beweis erbringt, dass die Faszination dieses Untoten auch weiterhin mehr als lebendig ist.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Horror
Regie:Robert Eggers
Darsteller:Bill Skarsgård; Nicholas Hoult; Lily-Rose Depp; Aaron Taylor-Johnson; Emma Corrin; Ralph Ineson; Simon McBurney; Willem Dafoe
Drehbuch:Robert Eggers
Kamera:Jarin Blaschke
Schnitt:Louise Ford
Musik:Robin Carolan
Webseite:upig.de;
Länge:133 Minuten
Kinostart:02.01.2025
Verleih:Universal
Produktion: Focus Features, Maiden Voyage Pictures; Studio 8; Birch Hill Road Entertainment;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Friedrich Murnaus Stummfilm NOSFERATU war tatsächlich eine „Symphonie des Grauens“: Ein Film, der das Publikum erschrecken und entsetzen sollte und auch heute noch als einer der ‚effektivsten‘ Horrorfilme aller Zeiten gilt. In diesem Sinne ist Robert Eggers eine kongeniale Neuinterpretation gelungen, denn er ignoriert völlig die Weiterentwicklung des Genres des „Vampirfilms“, das durch die ikonografische Darstellung des Grafen Dracula durch Bela Lugosi begann. Der „Untote“ von Eggers hat nichts von dem aristokratischen „Herren der Finsternis“ mit den spitzen, hervorstehenden Eckzähnen und seiner erotischen Aura zu tun. Der Graf Orlok in diesem Film erinnerte eher an die historischen Abbildungen von Vlad III. Drâculea, der im 13. Jahrhundert in der Walachei lebte und Bram Stoker zu seiner Romanfigur inspirierte. Indem er zu den Ursprüngen des populären Mythos zurückkehrte, konnte Eggers frisch und ohne jede Ironie von den blutsaugenden Untoten erzählen. Und so hat er einen Horrorfilm inszeniert, in dem das Grauen mit modernerem Stilmitteln wie Jump-Scares und Zitaten aus DER EXORZIST heraufbeschworen wird. Auch bei Murnau selbst bedient sich Eggers – so etwa, wenn Orlok zur Dachkammer von Ellen Hutter hinaufsteigt, und man dabei zuerst nur den Schatten seiner Hand sieht. An Drehorten in Tschechien, Rumänien und auf einem Schiff auf dem offenen Meer ist es Eggers gelungen, eine organisch wirkende, glaubwürdige und atmosphärisch reiche Erzählwelt zu gestalten, in der er die Schauerromantik des 19. Jahrhunderts stilistisch stimmig nachempfindet. Mit Bill Skarsgard in der Titelrolle, Lily-Rose Depp als Ellen Hunter und Nicholas Hoult als Thomas Hutter sowie Simon McBurney als dem grotesk entmenschlichten Herrn Knock hat Eggers ein Ensemble zusammengestellt, das so wirkt und agiert, als würden sie alle tatsächlich im Deutschland des 19. Jahrhunderts leben. Doch Eggers Coup besteht darin, dass er, spät im Film Willem Dafoe in der Rolle des Professor von Franz auftreten lässt, dem Gegenspieler, der als Einziger weiß, wie der Vampir vernichtet werden kann. Dafoe, der selber schon in SHADOW OF A VAMPIRE den blutsaugenden Schauspieler Max Schreck bei den Dreharbeiten zu Murnaus NOSFERATU gespielt hat, gibt mit seinem Auftritt dem letzten Akt des Films eine andere Intensität und Dringlichkeit, durch die der Film noch eindrucksvoller wirkt. Robert Eggers ist es mit NOSFERATU – DER UNTOTE gelungen, das über hundert Jahre alte Genre mit einem düsteren, originellen, überraschenden, vor allem aber sehr gruseligen Film wiederzubeleben.