Nordsee ist Mordsee

Kinostart: 02.04.76
1975

Jurybegründung

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1975 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.





Der Hauptausschuss verlieh dem Film einstimmig das höchste Prädikat und zwar in der Kategorie des Spielfilms wie in der Kategorie des Jugendfilms.



Der Film erzählt die Geschichte eines Hamburger und eines ausländischen Jugendlichen, die zunächst verfeindet sind. Aus dem knapp, aber sehr präzise gezeichneten Milieu wird mit behutsamer Psychologie die Handlung entwickelt, in deren Verlauf zwischen den beiden Jungen eine Freundschaft entsteht. Die Vorgeschichte wir mit äußerster Zurückhaltung wiedergegeben, sie hat lediglich den Zweck, das spätere Geschehen zu motivieren, ist jedoch nicht als sozialkritische Studie zu verstehen.



Die Geschichte selbst wird mit einem ungewöhnlich sicheren Gespür für die Zeitmaße erzählt. Der offene Schluß, dem keinerlei romantische Züge einer Flucht in die Ferne anhaften, sondern der eher Resignation vermuten läßt, ist die Konsequenz einer Einstellung, die von vorneherein darauf verzichtet, einen didaktischen Film zu machen. Es sind nicht die Erwachsenen, die den Jugendlichen eine Entscheidung aufoktroyieren, sondern sie selber bestimmen frei über ihr Verhalten. Damit ist eine wichtige Möglichkeit für die jugendlichen Zuschauer gegeben, sich mit den Trägern der Handlung zu identifizieren und in ähnlicher Autonomie ihre eigene Entscheidung über den Schluß und das Verhalten der Beiden zu treffen.



Kennzeichnend für den unsentimentalen Charakter der Films ist die kühle, präzise Darstellung der Entwicklung von der Feindschaft zwischen den beiden Jungen über die Kameradschaft zur Freundschaft.



Der Regie ist es gelungen, die gut ausgewählten jugendlichen Darsteller zu einer ungewöhnlichen Unbefangenheit zu bewegen. Die gleichbleibende Qualität der Kamera Wolfgang Treus über die einzelnen Sequenzen hinweg war mit ausschlaggebend für die Erteilung des höchsten Prädikats ebenso wie der dramaturgisch genau überlegte Einsatz von Musik.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Jugendfilm; Spielfilm
Regie:Hark Bohm
Darsteller:Marquard Bohm; Dschingis Bowakow; Uwe Enkelmann; Herma Koehn; Rolf Becker; Ingrid Boje; Katja Bowakow; Günter Lohmann; Corinna Schmidt; Gerhard Stöhr
Drehbuch:Hark Bohm
Kamera:Wolfgang Treu
Schnitt:Heidi Genée
Musik:Udo Lindenberg
Länge:86 Minuten
Kinostart:02.04.1976
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion:
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1975 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.


Der Hauptausschuss verlieh dem Film einstimmig das höchste Prädikat und zwar in der Kategorie des Spielfilms wie in der Kategorie des Jugendfilms.

Der Film erzählt die Geschichte eines Hamburger und eines ausländischen Jugendlichen, die zunächst verfeindet sind. Aus dem knapp, aber sehr präzise gezeichneten Milieu wird mit behutsamer Psychologie die Handlung entwickelt, in deren Verlauf zwischen den beiden Jungen eine Freundschaft entsteht. Die Vorgeschichte wir mit äußerster Zurückhaltung wiedergegeben, sie hat lediglich den Zweck, das spätere Geschehen zu motivieren, ist jedoch nicht als sozialkritische Studie zu verstehen.

Die Geschichte selbst wird mit einem ungewöhnlich sicheren Gespür für die Zeitmaße erzählt. Der offene Schluß, dem keinerlei romantische Züge einer Flucht in die Ferne anhaften, sondern der eher Resignation vermuten läßt, ist die Konsequenz einer Einstellung, die von vorneherein darauf verzichtet, einen didaktischen Film zu machen. Es sind nicht die Erwachsenen, die den Jugendlichen eine Entscheidung aufoktroyieren, sondern sie selber bestimmen frei über ihr Verhalten. Damit ist eine wichtige Möglichkeit für die jugendlichen Zuschauer gegeben, sich mit den Trägern der Handlung zu identifizieren und in ähnlicher Autonomie ihre eigene Entscheidung über den Schluß und das Verhalten der Beiden zu treffen.

Kennzeichnend für den unsentimentalen Charakter der Films ist die kühle, präzise Darstellung der Entwicklung von der Feindschaft zwischen den beiden Jungen über die Kameradschaft zur Freundschaft.

Der Regie ist es gelungen, die gut ausgewählten jugendlichen Darsteller zu einer ungewöhnlichen Unbefangenheit zu bewegen. Die gleichbleibende Qualität der Kamera Wolfgang Treus über die einzelnen Sequenzen hinweg war mit ausschlaggebend für die Erteilung des höchsten Prädikats ebenso wie der dramaturgisch genau überlegte Einsatz von Musik.