FBW-Pressetext

Schon seit jeher lebt der Mensch mit Tieren. Er erfreut sich an ihnen, genießt ihre Gesellschaft. Und er benutzt sie. Für sein Vergnügen, seine Bequemlichkeit. Weil er es kann. Doch wo genau liegt der Sinn darin, Tiere für die Zwecke des Menschen zu dressieren, einzusperren und zu quälen? Und wenn die Tiere unsere besten Freunde sind: Geht man so mit seinen Freunden um? Der experimentelle Kurzfilm von Christoph Girardet und Matthias Müller unternimmt mit dem Zuschauenden einen Streifzug durch die Filmgeschichte und reiht Found Footage von Spiel- und Dokumentarfilmen aneinander, in dem der Mensch keine Rolle spielt – und doch für all das verantwortlich ist, was zu sehen ist. Eine Katze, die sich versteckt, ein Pferd, das sich in exakter Dressur bewegt, ein kleines Äffchen, das verängstigt in einem Käfig ausharrt, nur um dann als Versuchsobjekt qualvoll zu verenden. Und am Ende eine Kuh, die von harten Begrenzungen eingepfercht wird und direkt in die Kamera schaut. Girardet und Müller unterteilen ihren Film in Kapitel und erzeugen durch ihre kluge Montage, ein atmosphärisches Soundkonzept und die sich steigernde Dramaturgie der aufeinanderfolgenden Ausschnitte eine (An-)Spannung, die noch lange nach dem Film anhält. NO ANIMAL hält den Betrachtenden einen Spiegel vor und verbreitet ganz ohne Worte eine sehr vielsagende Botschaft. Auf eindringliche und filmkünstlerisch vollendete Art.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Christoph Girardet; Matthias Müller
Schnitt:Matthias Müller; Christoph Girardet
Musik:Ashley Hribar,
Länge:21 Minuten
Produktion: Christoph Girardet & Matthias Müller
FSK:12
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Oft stellen Spielfilme ihren Protagonisten tierische Akteure an die Seite – mal werden sie als treue Gefährten inszeniert, mal als bedrohliche Opponenten. In NO ANIMAL kompilieren die Filmemacher Christoph Girardet und Matthias Müller Tier-Szenen aus Spielfilmen auf intelligente, witzige und zunehmend beklemmende Weise. Katzen, Hunde, Vögel, Insekten, Pferde, Affen, Frösche – die Macher gliedern ihren Film in zehn Kapitel. Dabei gelingt es, die Zuschauenden mehr und mehr aus der Komfortzone zu holen. Tierversuche, Forschungsunfälle, Dressur, nicht zuletzt der Schlachthof - unser anthropozentrisches Selbstverständnis soll erschüttert werden. Nicht nur dieses Unterfangen gelingt. Auch stellen wir uns unweigerlich eine entscheidende Frage: Wie sollen wir umgehen mit dem Anderen, das uns im Tier begegnet?
Da es sich bei NO ANIMAL um einen Found-Footage-Film handelt, ist auch die Technik entscheidend, mit der die Filmemacher hier vorgehen. Und keine Frage: Die teilweise schrecklichen und beängstigenden Sequenzen sind vorzüglich montiert und mit präzisem Ton versehen.
Ein Ziel können Girardet und Müller mit ihrem Film definitiv erreichen: NO ANIMALS könnte dazu führen, dass wir uns bei Filmen mit eigens dafür hergerichteten Tieren künftig unbehaglicher fühlen. In Abwägung aller Argumente zeichnet die Jury den Film gerne mit dem Prädikat BESONDERS WERTVOLL aus.