Neighbourwood

Filmplakat: Neighbourwood

FBW-Pressetext

Alle in der Familie der Eule sind große Denker und Forscher geworden. Nur sie selbst sitzt seit Ewigkeiten an einer Formel, die ihr den wissenschaftlichen Durchbruch bringen könnte. Doch jetzt ist sie ganz kurz davor. Doch was ist das für ein störendes Geräusch? Die Eule schaut – und entdeckt unter ihr im Baumhaus einen Specht, der gerade eingezogen ist und nun Nägel in sein Haus klopft. Und zwar laut. Zu laut. So laut, dass die Eule sich nicht mehr konzentrieren kann. Zeit, den neuen Nachbarn auf die Regeln des höflichen Miteinanders hinzuweisen. Doch die Eule ahnt noch nicht, was sie damit auslöst. Schon die ersten Bilder der studentischen Gemeinschaftsproduktion NEIGHBOURWOOD verraten, was den Zuschauer in den kommenden vier Minuten erwartet. Denn die wunderschöne Waldlandschaft, die Eddy Hohf, Fynn Große-Bley und Patrik Knittel von der Filmakademie Baden-Württemberg hier in Szene setzen, ist mit ebenso viel Liebe zum Detail entworfen wie auch das Zuhause von Eule und Specht oder die Tiere selbst. Das Timing ist perfekt und die kleinen und großen komischen Momente sorgen auch ohne Dialoge für jede Menge Abwechslung. Ein unterhaltsamer, kurzweiliger und handwerklich formvollendeter Animationsspaß.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Eddy Hohf; Fynn Große-Bley; Patrik Knittel
Musik:Alexander Wolf David
Länge:3 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
FSK:0
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dass viele Köche den Brei verderben, muss nicht sein, wie man hier sieht. Denn die drei Regisseure von NEIGHBOURWOOD haben hier einen wirklich stimmigen Animationsfilm geschaffen, der die Jury nahezu durchweg begeistert hat, wie sich in der Filmdiskussion herausstellte.

Gleißend geht die Sonne auf, musikalisch wuchtig-orchestral begleitet, nur damit es auf der Leinwand mit einem Schlag wieder finster wird. Denn die Fensterläden sind den Zuschauern gerade vor der Nase zugeschlagen worden. Nach einer so monumental wirkenden Eröffnungs-, bzw. Titelsequenz, wie sie NEIGHBOURWOOD zeigt, ist es nicht einfach, einen adäquaten Anschluss zu finden. In dem Animationsfilm sehen sich die Zuschauer mit einer griesgrämigen Eule konfrontiert, die auf eine Ahnengalerie hochrangiger Eulenpersönlichkeiten zurückblicken kann. „Apowlo“ oder „Nicowlas Tesla“, das englische Wort „Owl“ spielt humorvoll in alle Namen der Galerie herein. Nur dieser einen speziellen Eule will es offensichtlich nicht gelingen, sich in die Reihe berühmter Familienmitglieder einzugliedern. Denn sie kann bei einer komplizierten, mathematischen Formel keine entscheidenden Fortschritte machen. Dann aber wird ihr Interesse von lautem Klopfen von außerhalb ihres Baumhauses geweckt. Ein Specht wird zum neuen Nachbarn auf dem Baum und der führt ein wesentlich ungestümeres Dasein als die Eule.

Mit Eule und Specht ist es NEIGHBOURWOOD gelungen, echte Charaktere zu kreieren. Nach nur sehr, sehr kurzer Zeit wird jedem Zuschauer bewusst, wen er da vor sich auf der Leinwand sieht: einen trägen Wissenschaftler im Eulengefieder und einen kecken Praktiker, den Specht. NEIGHBOURWOOD erzählt in vier Minuten eine umfangreiche Geschichte von intro- und extrovertierten Nachbarn, von Wissenschaft und Handwerk, vom Scheitern und vom Siegen.

Der Jury hat die witzige Idee gefallen, mit der die Regisseure zeigen, wie ein Eindringling plötzlich neues Licht auf eine alte Geschichte werfen kann. Mit Sinn für die so gegensätzlichen Charaktere und Fingerspitzengefühl beim Einsatz von Licht, Schnitt, Score und Timing erzeugen sie kreative Unterhaltung für kleine, aber vor allem auch für große Zuschauer. Das funktioniert so gut, dass der Jury erst sehr spät bewusst geworden ist, dass NEIGHBOURWOOD dazu auch völlig ohne Sprache auskommt.

Der Film ist beste Kinounterhaltung in kurzer Form. Eine Geschichte mit so viel Sinn gerade auch für die entscheidenden Kleinigkeiten, dass die Jury gerne mehr von Eule und Specht gesehen hätte. Die Story ist packend, hier und da ein klein wenig böse und hat dennoch ein Happy-End.

Ein wenig nachteilig ist der Jury allein die Textur kleinerer Details ins Auge gesprungen. Bei aller offensichtlichen Hingabe an Animationen und deren größtenteils optimaler Darstellung stachen einzelne Punkt wie die Wassertropfen und die sehr flächig-schwarz wirkende Fliege der Eule ein wenig hervor. Doch dies sind nur kleine Details, bei denen die Jury sehr gerne ein Auge zugedrückt hat.